"Ja, ihre Hilfengebung könnte besser sein", bestätigte ich. "Und nochmals ja, an meine Jugendzeit kann ich mich natürlich nur allzu gut erinnern." Ich setzte ebenfalls ein Lächeln auf.

"In der Dressur hatte ich bisher auch nichts auszusetzen. Was das Springen betrifft, das habe ich ja heute das erste Mal bei ihr gesehen. Da sie es so lange nicht mehr gemacht hat, kann sie scheinbar einiges nicht mehr bzw. ist es einfach nicht gewohnt", meinte ich. "Und natürlich weiß ich über die Vorkommnisse Bescheid." Als Reitlehrerin wurde ich ja immerhin als Erstes informiert, wenn es um Reitangelegenheiten ging. Ich redete weiter: "Das mit dem Stürzen sehe ich nicht so eng wie du. Wir sind doch alle schon öfters vom Pferd gefallen. Wenn es sich erschrickt und dann noch durchgeht, geht das meistens schneller, als man denken kann."

"Die kriegt sich schon wieder ein", sagte ich daraufhin. "Wenn sie lieber im Viereck reitet, soll sie doch. In den Geländestunden muss sie dann ja sowieso wieder mit raus." In letzter Zeit wollte Nina anscheinend überhaupt nichts mehr.

"Ja klar", antwortete ich ehrlich. "Eigentlich habe ich keine Probleme mit meinen Schülern. Die meisten sind ja schließlich hier, um Reiten zu können und dahingehend was dazu zu lernen."

"Es gibt ja noch immer ein paar ehrgeizige Eltern, die denken, dass ihre Töchter unbedingt auf ein Reitinternat gehen müssen", antwortete ich unbestimmt. "Also du kannst nicht davon ausgehen, dass alle freiwillig hier sind." Ich musste dabei an das Gespräch mit Jacqueline denken.

"Nun ja, viele muss man vielleicht zu ihrem Glück zwingen", erwiderte ich ernsthaft. "Allerdings bin ich schon der Meinung, dass auch Kinder und vor allem Jugendliche Entscheidungen grundsätzlich selbst treffen sollten."

"Du kennst mich, ich werde niemals jemanden zu irgendwas zwingen", entgegnete ich. "Allerdings wissen viele oft nicht, wohin sie eigentlich wollen. Dann ist es doch gut, dass sie Unterstützung bekommen." Ich dachte an Jacqueline, der ich mit der Bodenarbeit sicherlich entgegengekommen war. "Ich glaube übrigens nicht, dass es hier jemanden gibt, der Pferde wirklich nicht mag. So jemand hätte meiner Meinung nach auch nichts in einem Pferdestall zu suchen. Und wenn die Eltern das noch so sehr wollen."

"Mir doch ebenso", antwortete ich bestimmt. "Es gibt hier auch wohl keine Schüler, die ihren Pferden absichtlich schaden wollen."

Obwohl ich gefühlte 25 Stunden täglich im Stall und Umgebung verbrachte, stimmte das natürlich. "Da hilft nur Vertrauen", antwortete ich. "Man kennt die Schüler ja doch recht gut in eine so kleinen Internat."

"Wenn er berechtigt ist, ja", meinte ich nur kurz.

"Nein, alles klar. Ich wollte sowieso noch mal zu den Pferden", antwortete ich und stand ebenfalls auf. "Bis später!"

(Ja.)

Ich verließ das Haupthaus und ging wieder hinüber zum Stall, um weiter zu arbeiten.