Ich hatte jetzt nur noch den Gedanke dass Herr Meier es erfuhr im Kopf und galoppierte Golden wieder an. Meine Hilfen kamen ihm etwas zu energisch, sodass er einen kleinen Bocksprung einlegte und erst dann ruhg auf den Sprung zu galoppierte. Ich biss mir vorher fest auf die Lippe und war leichenblass, trotzdem trieb ich weiter sodass Golden artig sprang. Nach dem Sprung parierte ich Golden zitternd durch.

"Hat doch gut geklappt, dafür, dass du das schon ewig nicht mehr gemacht hast", meinte ich. "Und verweigert hat Golden auch nicht, wie du behauptet hast."

Ich nickte und hielt Golden an. Ich war ziemlich am zittern und hielt mich in seiner Mähne fest.

"Dann spring gleich noch einmal von der anderen Seite", meinte ich. "Durch's Wiederholen wirst du auch sicherer."

Ich ritt zitternd wieder an und galoppierte ihn auf dem Zirkel an. Golden schien jetzt wieder Spaß zu haben denn er zog vor dem Sprung an und machte einen freudigen Satz über die Stangen. Ich hatte nicht damit gerechnet und kam nicht wirklich mit seiner Bewegung mit. Bei der Landung fiel ich ihm ziemlich in den Rücken. Ich parierte immer noch zitternd durch und streichelte das Pony entschuldigend

"Konzentrier dich besser", kommentierte ich. "Du musst flüssig rüberreiten und schön in der Bewegung mitgehen."

Ich nickte wieder nur und strich Golden weiter durch die lange Mähne. Es tat mir leid, dass er das alles ertragen musste...

Ich wartete ab, ob Nina den Sprung noch einmal machen würde. Hoffentlich weigerte sie sich nicht wieder.

Ich sah meine Reitlehrerin an. "Muss...soll...ich nochmal?", fragte ich leise und versuchte das leichte zittern in meine Stimme abzustellen.

"Müssen tust du hier überhaupt nichts", erwiderte ich streng. "Du wolltest du Reitstunde haben und ich gebe sie dir gerne. Wenn du etwas lernen willst, solltest du meine Anweisungen befolgen. Also ja, noch einmal da rüber."

Ich nickte verunsichert und galoppierte Golden erneut an. Mittweilweile war das Pony wieder komplett begeistert vom Springen und als ich auf den Sprung zuritt, zog er ohne auf meine Hilfen zu warten an und machte einen freudigen Satz drüber. Ich versuchte möglichst mit seiner Bewegung mit zu kommen.

"Dein Golden ist ein kluges Pony. Der weiß jetzt schon alleine, was er machen muss", meinte ich. "Glaubst du, ich merke nicht, dass du auf ihm gar nichts machst? So können wir auch gleich aufhören. Wenn Golden alleine springen soll, kannst du gleich Freispringen mit ihm machen. Da hat er wenigstens kein lästiges Gewicht auf seinem Rücken."

Ich nickte unglücklich. "Ich versuch es doch...", sagte ich leise und verzweifelt. Ich musste es irgendwie so schaffen, dass sie zufrieden war und Herrn Meier nichts sagte.

"Davon merke ich allerdings wenig", gab ich knapp zur Antwort. "Was ist daran so schwierig, ordentlich zu treiben, im richtigen Moment die Zügel freizugeben und das Pony nach dem Sprung wieder schön einzufangen?"

"Mir fällt es eben sehr schwer...", sagte ich verzweifelt. Ich biss mir auf die Lippe. Momentan hatte ich mehr angst davor, dass sie Herrn Meier was sagte, als vo dem Springen

"Du machst ja gar nichts", antwortete ich. Ich verkniff mir die Bemerkung, dass selbst Reitanfänger wie Jacqueline es besser machten. Allerdings war das so nicht meine Art, nur irgendwann war meine Geduld auch am Ende. "Du bemühst dich nicht mal wirklich. Du sitzt einfach drauf und wartest, bis die Reitstunde vorbei ist. Meinst du, dass hat irgendeinen Sinn? Dabei lernst du überhaupt nichts."

"Es tut mir Leid...", flüsterte ich schon fast. "Ich hab mega Angst...mir geht immer durch den Kopf, was beim Springen alles passieren kann...und ich weiß...dass die Ausrede doof ist...aber es ist so..." Ich hatte einen sehr verzweifelten Tonfall und sah Frau Chevalliert mit ähnlich verzweifeltem Blick an

"Wenn du schon selbst sagst, dass es eine Ausrede ist, dann lass es doch einfach gleich. Versuche erst gar nicht, mir irgendwelche Lügen, Halbwahrheiten oder sonst etwas zu erzählen. Wenn du wirklich wollen würdest, könntest du es auch schaffen. Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass beim Springen nicht mehr passieren kann als sonst beim Reiten auch. Oder fährst du demnächst auch nicht mehr mit dem Auto, weil ja ein Unfall passieren könnte?", antwortete ich ungerührt. Ihr Selbstmitleid kam bei mir nicht wirklich an, so etwas konnte ich überhaupt nicht leiden. In dem Moment erinnerte mich Nina irgendwie an Jacqueline. Also zumindest in Sachen Selbstbewusstsein konnten die beiden ähnlicher nicht sein.

"Ich weiß...", sagte ich verzweifelt und strich Golden nervös durch die Mähne. "Es ist aber keine ausrede...es ist wirklich so...." Ich sah sie unsicher an. Sie erinnerte mich immer mehr an Herrn Meier...der konnte mich ja auch nicht leiden und glaubte mir nichts.

"Wenn das wirklich so ist, solltest du wirklich ab jetzt morgens im Bett bleiben. Denn was sonst alles passieren kann", meinte ich sarkastisch. "Aber Stopp. Selbst im Bett könnte noch etwas passieren. Nicht auszudenken!" Ich hatte ihr Gejammere nun wirklich satt.

Ich sah verzweifelt runter. Die Stunde war jetzt sicher gelaufen. Wenn Herr Meier es erfahren würde dann saß ich heute bestimmt das letzte mal auf Golden...

"Und jetzt?", wollte ich wissen. "Machen wir jetzt weiter? Aber sicher nur, wenn du ordentlich mitmachst. Sonst bringt sich das doch nichts und in der nächsten Springstunde in der Klasse haben wir das gleiche Problem."

"Ich...ich bemühe mich...", sagte ich leise und sah sie wieder an. Ich musste es schaffen...sonst würde ich alles verlieren...

"Das möchte ich sehen", meinte ich nur und wartete ab. Unauffällig sah ich auf die Uhr. Ich hatte mir zwar für Nina und Goldenland viel Zeit vorgenommen, doch wenn nichts weiterging, hatte das für mich so keinen Sinn.

Ich ritt wieder an und auf den Sprung zu. Da ich mich jetzt unter drück setzte, dass es klappen müsste, war ich nicht mehr locker. Dennoch trieb ich ihn vor dem Sprung, als er sprang ging ich unsicher mit der Hand vor und parierte ihn danach ziemlich schnell zum Trab durch. Während dieser Phase hatte ich eigentlich die Luft angehalten.