Schließlich übernahm ich Gizella wieder. "Stört dich etwas?", fragte ich Jacqueline, um nochmal sicher zu gehen, dass die Sprünge passten

"Nein", stotterte ich etwas irritiert, "Was soll mich schon stören?" Ich trabte nun auf der Tour an, wechselte aber auf den Hufschlag.

Ich lachte: "Die Sprünge, Liebes, ich wollte wissen, ob sie dich so stören." Ich ritt mit Gizella an und ließ sie zunächst im Schritt ganze Bahn gehen.

Sonja grinste nur leicht. Wie dämlich diese Jacqueline doch war.

"Achso, nein, ich sagte doch schon in der Sattelkammer, dass es okay ist", lächelte ich und ritt nun neben Sam.

Ich lächelte kurz zurück, dann beobachtete ich Sonja.

Sonja hatte beschlossen, dass es nun Zeit wurde zu springen. Deshalb galoppierte sie Abdul an, der zunächst ein wenig nach vorne schießen wollte, sich aber schnell regeln ließ. Sie lächelte zufrieden. So hatte das zu laufen.

Die Pferde waren komisch. Ob die gerne sprangen? Ich habe es Sam noch nie gefragt. In der Nähe von Sonja traute ich mich auch nicht, obwohl sie eigentlich außer Hörweite war.

"Sie ist ziemlich gut", meinte ich, während ich zusah, wie Sonja einen Sprung auswählte und nachdem dieser in meinen Augen perfekt gelaufen war, noch einen zweiten ansteuerte.

"Findest du?", fragte ich. Mich fand Sam noch nie gut beim Reiten.

"Ja ich würde mich allein schon nicht trauen, Abdul zu reiten, aber sie kriegt das alles so locker hin und ...", erklärte ich mich.

Sonja parierte Abdul wieder zum Schritt durch. "Los Sam!", forderte sie den Jungen auf. Ihre Augen strahlten.

"Ach so." Na ja, dass sie besser beim Reiten war, war mir ja klar, das war in diesem Internat wohl so ziemlich jeder, aber es machte mich traurig, dass Sam darauf wert legte.

Ich lächelte nochmal kurz zu Jacqueline. "Bis gleich!", meinte ich. Dann trabte ich Gizella an. Sobald ich genügend Abstand zu Julie hatte, gab ich die Hilfen zum Galoppieren. Auch mit Gizella ging ich über die beiden Sprünge. Das alte Mädchen machte ihre Sache gut, aber ich kam deutlich weniger elegant über die Sprünge als Sonja.

Sonja beobachtete Samuel ganz genau. Sobald er fertig war, ritt sie zu ihm und begann ihm Tipps zu geben, was er alles besser machen konnte. Als sich Samuel etwas verlegen bedankte, lächelte sie.

Ich schielte zu Sam und Sonja. Die beiden schienen sich ja gut zu verstehen. Sollte ich vielleicht doch einen Sprung wagen? Wäre Sam dann stolz auf mich? Aber ob ich mich das traute? Ich hatte ja noch immer etwas Angst beim Galoppieren außerhalb der Reitstunden, aber springen? Ich ritt Schlangenlinien in Trab so, dass ich den Hindernissen nicht in die Quere kam. Dabeie bemühte ich michb schön gerade aufzustehen und mich sanft in den Sattel fallen zu lassen. Ob Sam das sah und gut fand?

Während Sonja nun wieder sprang, hielt ich Gizella bei Laune. Ich schrieb es ihrem Altersstarsinn zu, dass sie manchmal keine Lust mehr hatte, wenn sie dann doch arbeiten sollte. Lächelnd arbeitete ich mit der Stute bis Sonja mich wieder aufforderte.

Nach ihren Sprüngen hielt sich Sonja bei Jacqueline auf. "Und wie läuft es mit den Übergängen?", fragte sie zwar freundlich, wollte damit aber noch einmal klarstellen, dass sie wusste, dass Jacqueline sich nicht traute. Dabei sah sie etwas verträumt lächelnd Samuel und Gizella zu.

"Damit fange ich gerade erst an", erklärte ich etwas unsicher, "Bis jetzt habe ich Julie erst mal gebogen." Mir entging der Blick Richtung Sam nicht. Und er?

Ich versuchte Sonjas Tipps zu beherzigen und siehe da, es klappte tatsächlich etwas besser. Ich lobte die alte Stute. "Besser?", fragte ich in Richtung der beiden Mädels.

Sonja nickte: "Ja, mite in bisschen Übung bekommt ihr zwei das immer so hin." Sie lächelte

Ich ersparte mir einen Kommentar. Schließlich konnte ich das sowieso nicht beurteilen und Sam schien sich ja im Moment mehr für Sonja zu interessieren als für mich. Das musste sich schleunigst ändern. Die Sprünge waren für mich zwar sehr hoch, aber es musste einfach klappen. Ich galoppierte auf der Tour an.

Ein wenig erstaunt blickte ich zu Jacqueline. So schnell galoppierte sie normal nie an.

Ich fing Sams Blick auf und entgegnete ihn mit einem Lächeln. Dabei verfiel mir mein Pferd allerdings in den Trab. Schnell konzentrierte ich mich und galoppierte wieder an.

Was machte sie? Ich blickte zu Sonja, die ebenfalls zu Jacqueline schaute. Ich hielt meine Suite an.

Als ich bemerkte, dass mir Sam zusah, strengte ich mich noch mehr an. Ich ging nun Ganze Bahn, wobei ich mich schon ein bisschen fürchtete, da mir hierbei der Galopp immer um einiges schneller vorkommt. Ich konzentrierte mich auf meinen Sitz und meine Beine.

„Jacqueline?“, meinte ich unsicher, war aber vermutlich zu leise. Was zur Hölle tat sie?

Sonja grinste. Es wirkte fast so als wollte sie springen

Da mir vom Galopp ein bisschen mulmig wurde, parierte ich in den Trab durch und wechselte durch die Ganze Bahn im Trab. Hoch konzentriert ging ich auf der neuen Hand auf den Zirkel, saß nun aus und versuchte mich an einem schönen Übergang. Er funktionierte gleich. Hoffentlich sah das Sam. Ich ging eine Zirkelrunde im Schritt, dann trabte ich wieder an.

Ich entspannte mich wieder und ließ Gizella Schritt gehen. Dabei lächelte ich kurz zu Jacqueline.

Sonja war schon fast enttäuscht. Schnell galoppierte sie Abdul an und ließ ihn über die Sprünge gehen.

Ich lächelte zurück und ging auch Schritt. Wie zufällig reihte ich mich neben Sam ein. Dabei überlegte ich noch immer fieberhaft, ob ich springen sollte. Ich wollte dem Pferd ja nichts Böses.

"Na, alles klar?", fragte ich Jacqueline. Sonja war fertig und winkte mir zu. Ich nickte kurz und wollte noch Jacquelines Antwort abwarten.