In letzter Zeit hatten Samuel und ich viel Zeit miteinander verbracht, natürlich nur freundschaftlich, darauf habe ich Wert gelegt. Heute wollten wir gemeinsam reiten gehen. Alleine hielt ich mich sowieso nicht sonderlich gerne bei den Pferden auf, was ich gegenüber Sam aber nicht zugegeben hatte. Wir wollten uns einfach gemeinsam um unsere Pferde kümmern. Nach dem Essen zog ich mir gleich meine Reitsachen an.

Fröhlich beschwingt zog ich mich nach dem Essen um, um mit Jacqueline reiten zu gehen. In den letzten Tagen war ich sehr froh gewesen, dass Jacqueline so viel zeit mit mir verbringen wollte. Ich war nicht gerne einsam. Ich verließ mein Zimmer, den Reithelm unter dem Arm, und sah mich um, ob Jacqueline nicht zufällig vorbeikam.

Nachdem ich mich angezogen hatte, trat ich aus dem Zimmer und erblickte Samuel sogleich. Ich winkte ihm zu. "Wollen wir?", fragte ich fröhlich.

"Klar", sagte ich lächelnd und marschierte die Treppe runter. Die Pferde standen noch auf der Weide, also mussten wir sie erst einmal herein holen. "Meine Mum hat während dem Essen schon wieder 10 Mal angerufen", seufzte ich.

"Wie gut das du nicht rangegangen bist", meinte ich leise lachend, "Herr Meier hätte dich gewürgt." Ich folgte Samuel zu der Stutenweide.

Ich lachte mit: "Aber er hätte sie höchstpersönlich dafür verantwortlich gemacht, wenn ich an nem Stück Karotte erstickt wäre." Ich hielt bereits Ausschau nach Gizella, noch bevor wir am Tor angekommen waren

"Oh ja, lebenslänglich für Herrn Meier!", lachte ich ausgelassen, senkte dann jedoch meine Stimme: "Aber apropos Herr Meier. Weißt du, was ich neulich gehört habe? Es hat was mit deiner Stute zu tun." Ich sah mich um, ob die Luft wohl rein war.

"Erzähl!"," forderte ich das Mädchen auf

Sicherheitshalber sah ich mich noch einmal um. "Ich hab zufällig gehört", meinte ich leise und trat näher an Samuel heran, "wie die Reitlehrerin mit Herrn Meier gesprochen hat. Sie meinte, ..." Ich machte eine Pause und sah mich nochmal um. "Aber nicht böse sein, ja?", fragte ich sicherheitshalber bei Sam nach, "ich kann's dir auch nur so sagen, wie ich's gehört habe."

Ich nickte und wartete gespannt. "Schieß los!", meinte ich noch ungeduldig aber leise. Was das wohl war?

"Also, die Chevalier", fuhr ich fort, "sie meinte zu Herrn Meier, dass Gizella doch schon einige Jährchen am Buckel hat und das man sie in den Ruhestand schicken sollte." Ich wartete gespannt die Reaktion von Samuel ab. Dabei sah ich ihn fest an.

Ich musste ein wenig grinsen: "dann sollte Gizella wohl mal die Chevalier ärgern statt mich. Klar ist sie schon älter, aber momentan wirkt sie noch kein bisschen überfordert. Ich geb ihr noch mindestens 2 Jahre"

"Ärgert dich Gizella etwa?", fragte ich etwas erschrocken, aber ich war froh, dass es Samuel mit Humor nahm. "Achja, willst du wissen, was Herr Meier darauf gesagt hat?"

"Och manchmal. Aber das passt doch ganz gut zu mir. Ich sehs als Spaß an. Sie meint das nicht böse, sondern will mich fordern", erzählte ich, "Und schieß los, was meinte der Herr der Schule?"

"Echt? Was macht sie denn?", fragte ich nun doch interessiert, was ja bei mir selten vorkommt, wenn es um Pferde geht. Schnell erzählte ich noch: "Erst war er voll geschockt, so nach dem Motto, was ist mit dem armen Pferdchen." Ich musste lachen und versuchte Herrn Meiers ernst entsetzte Miene nachzumachen. "Na ja, Frau Chevalier meinte dann, dass ihr bis jetzt nichts aufgefallen ist, nur, wenn du mal in den höheren Klassen reitest, wird es wahrscheinlich zu viel werden. Der Meier meinte dann nur folgendes." Ich machte nun Herrn Meiers böse Miene nach: "Na, soweit sind wir ja nicht."

Ich musste bei Jacquelines Darbietung total lachen: "Na dann passt es ja" Dann beantwortete ich Jacquelines Frage: "Ach ganz simple Sachen. Mal hüpft sie dreimal davon, wenn ich sie einfangen will und schaut mich dann ganz frech an, um zwei Minuten später brav angetrottet zu kommen. Und wenn ich nicht aufpasse, schmeißt sie mir den Putzkasten um. Und wenn sie keine Lust hat, hebt sie ihren Kopf so hoch wie möglich, dass ich sie ja nich trensen kann"

"Nett vom Herrn Meier, nicht?", fragte ich Samuel. Bei seinen Erzählungen war ich allerdings geschockt. Ich wusste bis jetzt nicht, dass Pferde auch so sein konnten. Ob das Julie auch mal macht?

"Ach er wird sich schon ein bisschen was gedacht haben, als er mir Gizella zugeteilt hat. Vermutlich hat er dabei auch gedacht, dass ich wohl mal irgendwann Pferd wechseln werde, weil Gizella zu alt wird und ich wohl hoffentlich auch mein Können erweitere.", meinte ich. An der Weide öffnete ich das Tor und ließ Jacqueline vor. Meine Augen suchten meine Fuchsstute.

"Und wie findest du das, wenn du das Pferd wechseln musst?", fragte ich interessiert nach. Ich trat etwas ängstlich auf die Weide. "Sieh mal, meine Julie steht ja bei deiner Gizella", meinte ich lächelnd.

Ich lächelte: "Stimmt" Ich schloss das Tür und ging auf die Pferde zu. Dabei meinte ich: "Ich hab zuhause im Reitstall dauernd das Pferd gewechselt. Ich hoffe nur, sie suchen mir nichts kleines aus. Angeblich wachse ich noch etwas und ich bin ja jetzt schon nicht sooo klein"

"Wieso kein kleines Pferd?", fragte ich nach. Hoffentlich war die Frage nicht allzu blöd. Aber jetzt starrte ich auf meine leere Hand. "Wir haben beim Reden auf die Halfter vergessen", grinste ich.

Ich schaute auch auf meine Hand, aber da baumelte nur der Reithelm. Jetzt musste ich doch lachen. Dann drehte ich um, um zum Stall zurückzugehen. "Naja, ich muss ja noch draufpassen, ohne dass meine Beine am Boden schleifen", witzelte ich

"Das kann bei mir wohl eher nicht passieren", meinte ich lächelnd, "ich habe meine Reitsachen übrigens im Spind von meinem Pflegepferd. Da passen die auch gut rein. Außer meine Reithose hab ich immer im Haus." Ich sah an mir runter und lachte. Die Stiefel nahm ich aus Prinzip nicht mit rein, die würden ja alles verdrecken.

Ich grinste: "Ich vergess manchmal den abzunehmen. Naja und dann renn ich halt mit Helm wieder zurück." Als wir von der Weide waren, ging ich etwas zügiger Richtung Stall. Schließlich wollte ich ja irgendwann reiten.

Ich folgte Samuel schweigend. Schließlich würde es jetzt wieder ernst werden. Im Stall zog ich meine Reitstiefel an.