"So etwas kann einem doch immer passieren", entgegnete ich, "Also mir zumindest. Stell dir vor, ich bringe Julie zum Steigen. Das verzeiht mir Herr Meier nie!"

"Du bringst Julie schon nicht zum Steigen", meinte ich mit vollen Ernst, "Jacqui du musst dich etwas entspannen. Besonders auf dem Pferd"

"Sonja reitet gut", gab ich zu bedenken, "Sam sagt auch, sie hat gute Tipps."

"Sonja reitet sicher auch schon länger als du. Sag mal, warum kann sie dich eigentlich nicht leiden?", redet ich dagegen

"Das ist schon immer so gewesen", meinte ich, "Seit sie an der Schule ist. Anfangs hat mich Sam noch unterstützt, dann aber immer mehr mit ihr gemacht, was mich an sich ja nicht stört. Nur ihm scheint es egal zu sein, wie Sonja über mich redet."

"Merkwürdig", meinte ich, "Lass uns mal zusammenpacken und dann zu Herrn Meier gehen. Wir kriegen das sicher gelöst" Ich klang und war optimistisch

Ich seufzte erleichtert auf. "Englisch bringt sich sowieso nichts mehr", meinte ich, während ich die Bücher packte, "Räumst du die Getränke weg? Wir könnten uns im Treppenhaus herunten treffen."

"Klar", sagte ich lächelnd, "Und bleib ganz ruhig, ja?" Ich packte die Getränke und Gläser zusammen und brachte sie ins Reiterstübchen.

"Ich werde mir Mühe geben", meinte ich noch und ging dann hoch in mein Zimmer. Im Bad wusch ich mir das Gesicht und trank einen Schluck Wasser. Ich sah bleich aus, aber wenigstens nicht mehr tränenverschmiert. Ruhig bleiben meinte Jaline. Nicht anfangen zu weinen vor Herrn Meier hieß das wohl. Ich versuchte mir zu überlegen, wie ich es Herrn Meier sagen sollte. Dann ging ich zum Treffpunkt.

Ich wartete bereits auf Jacqui. Auf dem Weg zum Büro des Rektors, legte ich den Arm um die Freundin. Aufmunternd lächelte ich ihr zu.

"Danke, Jaline, dass du mir beistehst", flüsterte ich. Mir war nicht wohl zumute. Trotzdem klopfte ich. Bei Herrn Meiers "Herein" zuckte ich zusammen.

Ich betrat nun als Erste das Büro. "Guten Abend, Herr Meier!", grüßte ich sofort

"Guten Abend", wiederholte ich Jalines Gesagtes und bemühte mich, klar zu sprechen. Herr Meier stand auf und reichte uns die Hand. Er wirkte überrascht, aber noch war er nicht ärgerlich. "Setzt euch bitte", bot Herr Meier an, "Was kann ich für euch tun?"

Ich setzte mich hin und wartete bis Jacqueline auch saß, bevor ich zu Sprechen begann. "Ich habe eben mit Jacqueline Englisch gelernt. Dabei hatte sie mir erzählt, dass sie in letzter Zeit zweimal die Hausordnung abschreiben musste. Und als ich etwas nachgefragt habe, war ich ein bisschen erstaunt. Ich würde Sie darum bitten, Sich einmal Jacquelines Seite anzuhören. daran im Anschluss hätte ich auch einen Vorschlag, wie man diese Vorfälle vermeiden könnte", sagte ich höflich und extrem vorsichtig. Ich hoffte, dass der Lehrer zuhören würde. Allerdings wusste ich aus Gesprächen mit Nina, dass er sich auch extrem geduldig die andere Seite anhören konnte.

Als Jaline die Hausordnungen erwähnte, verfinsterte sich Herrn Meiers Miene, dass mir Angst und bange wurde. Bis Jaline ausgesprochen hatte, blickte er aber wieder ganz normal drein. "So so", brummte er erst, doch dann erteilte er mir das Wort: "Bitte, Jacqueline. Was hast du dazu zu sagen?" Ich schluckte ein paar Mal heftig, dann antwortete ich höflich: "Es tut mir wirklich aufrichtig leid, dass es soweit gekommen ist, jedoch habe ich alles ordnungsgemäß hinterlassen. Sowohl den Sattel als auch den Putzkasten. Ich vermute, jemand wollte mir bewusst den Schaden zufügen." "Du hast die Hausordnungen doch schon abgeschrieben", war das erste, was Herr Meier meinte. Ich zitterte, sodass mein Bein ein paar Mal Jalines berührte.

"Ich denke", mischte ich mich wieder ein, "Es geht darum, dass so etwas wieder passieren könnte, wenn jemand wirklich gezielt Jacqueline schaden möchte." Ich lächelte kurz zu Jacqueline. "Wenn ich Ihnen meinen Vorschlag nennen dürfte? Jacqueline hat dem Ganzen schon zugestimmt", fragte ich nun an Herrn Meier gewandt

Herr Meier nickte: "Wenn dem so ist, werde ich natürlich alles daran setzen, dass so etwas nicht wieder vorkommt und den wahren Täter finden. Bitte, Jaline?"

"Ich kenne Jacqueline als sehr ordentlich, deswegen fand ich das Ganze etwas merkwürdig. Um herauszufinden, ob Jacqueline nun die Unordnung in die Sattelkammer gebracht hat oder ob es jemand anderes ist, wäre es hilfreich, wenn jemand kontrolliert, ob Jacqueline alles ordnungsgemäß verräumt für ein paar Wochen. Jacqueline könnte Fotos von der Sattelkammer machen, bevor sie diese verlässt. Oder was vielleicht noch besser wäre, wenn jemand das Ganze kontrolliert. Je nachdem, wie sie es für besser halten, andere Schüler oder gar Lehrer, die gerade im Stall sind" Ich beobachtete nun genau Herrn Meiers Reaktion.

"Selbstverständlich", antwortete Herr Meier sofort, was mich doch sehr erstaunte. Es lag wohl an Jaline. "Wenn es mir möglich ist, werde ich noch heute sämtliche Lehrer in die Sache einweihen", meinte der Rektor entschlossen, "Dann erfahren wir die Wahrheit wohl schnell. Warum hast du vorher nichts gesagt?" Herr Meier blickte mich an. Ich wollte mich gerade für sein Bemühen bedanken, als die Frage kam. "Ich habe es zu zaghaft versucht", gab ich schüchtern zu.

Ich lächelte nun etwas erleichtert. Alles hatte geklappt. Ich hoffte sehr, dass Sonja sogar ertappt wurde.

Nach einem Durchatmen fuhr ich fort: "Als Sie mir die erste Hausordnung gaben, da dachten Sie, ich wolle mich rausreden." Herr Meier nickte: "Danach hast du nie wieder davon geredet. Nachdem du die Hausordnung geschrieben hast."

Das ließ ich nun die beiden unter sich klären. Dennoch verfolgte ich das Gespräch aufmerksam, um notfalls noch einmal eingreifen zu können.

Ich blickte Herrn Meier weiter an, zögerte mit der Antwort aber. Ich konnte schlecht sagen, dass ich mich nicht getraut hatte. "Die Situation war für mich so ausweglos", meinte ich schüchtern. "Sollte so etwas noch mal vorkommen, was ich nicht hoffe und mit all den mir zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern werde", meinte Herr Meier streng, "sprich mich bitte gleich an."

"Hoffentlich wird der Schuldige bald gefunden", sagte ich nun, "Schließlich ist es ja auch durchaus nicht ungefährlich, wenn jemand mutwillig Unordnung macht. Am Ende stolpert jemand oder etwas geht kaputt"

"Richtig", stimmte Herr Meier sofort zu, "Und es steht in der Hausordnung."