Schon länger hatte ich Jaline, einer ehemaligen Schülerin von Dreamdancer, versprochen, ihr eine private Reitstunde zu geben. Ich hatte sie hin und wieder auf dem Platz oder in der Halle mit ihrem Pony gesehen und auch ab und an mal meinen Senf dazu gegeben. Doch heute sollte es endlich mal eine richtige Reitstunde geben. Es war gar nicht so einfach, bei ihrem und meinem Tagesplan einen gemeinsamen Termin zu finden, aber schließlich hatten wir es geschafft. Wir hatten uns direkt am Reitplatz verabredet, wo ich nun auf sie wartete. Ich war schon sehr gespannt, denn unterrichtet hatte ich sie ja noch nie wirklich.

Ich war etwa zwei Minuten zu spät dran, als ich Pfeffer nun zum Reitplatz führte. Auf der Fahrt hierher steckte ich hinter einem Traktor fest und konnte einfach nicht überholen. "Entschuldigung, ich bin zu spät", meinte ich nun als ich auf den Platz kam. Etwas außer Atem, denn ich hatte Pfeffer gründlich, aber schnell geputzt und gesattelt.

(Zwei Minuten - na wenn das Herrn Meier zu Ohren kommt )

"Hallo Jaline! Freut mich, dass wir endlich mal beide Zeit haben", begrüßte ich die eben angekommene Blondine fröhlich. Sie war ziemlich außer Atem. "Und wegen der paar Minuten brauchst du dir keine Gedanken machen." Ich musste etwas lachen, da ich daran dachte, dass ja hier alle von Michael zur übertriebenen Pünktlichkeit erzogen wurden.

"Normalerweise bin ich immer zu früh. Nur der dämliche Traktor hinderte mich am Überschreiten der Geschwindigkeitsgrenze. Ach was, ich bin nicht mal annähernd an de heran gekommen", meinte ich grinsend und gurtete noch nach, bevor ich aufstieg. Dann ließ ich Pfeffer antreten

"Siehst du, die Probleme habe ich gar nicht, da ich keinen Führerschein habe", antwortete ich gut gelaunt. "Aber mal ganz ehrlich? Das waren jetzt ein paar Minuten, darüber rege ich mich noch lange nicht auf. Das kann jedem passieren." Im Stillen überlegte ich, ob Michael schon jemals irgendwo zuspät war. Wäre ja sehr kurios, wenn nicht. Darüber dachte ich aber nicht lange nach, denn ich beobachtete nun Jaline genau beim Aufwärmen. An ihrem Sitz hatte ich erstmal nichts auszusetzen und Pfeffer schien auch voll bei der Sache zu sein.

Ich lächelte kurz. Nach einer Weile begann ich dann Pfeffer etwas mehr an den Zügel zu nehmen und baute Bahnfiguren ein, damit ihm nicht langweilig wurde. Aber er war sowieso wie immer eifrig. "Ich würde mit ihm gerne beim nächsten Turnier eine A-Dressur geben", meinte ich schließlich, "Aber während es mir beim Springen leicht fällt ihn einzuschätzen, kann ich das in der Dressur gar nicht"

Ich war nun wieder voll bei der Reitstunde. Mir gefiel es, dass Jaline doch etwas ehrgeizig war. "Wir gucken einfach mal, was ihr so drauf habt", schlug ich vor. "Weißt du denn, was in einer A-Dressur verlangt wird?"

Ich kramte mein Wissen aus der Schulzeit hervor und alles, was ich selbst noch recherchiert hatte, als ich beschlossen hatte, Pfeffer weite zu bringen. "Naja auf jeden Fall alles, was in E verlangt wird", begann ich, "Einfacher Galoppwechsel. Der klappt ganz gut. Viereck verkleinern und vergrößern geht auch meist. Mit dem Mitteltrab haben wir Probleme."

"Das ist ja schon mal eine gute Basis. Halt-Trab- bzw. Schritt-Galopp-Übergänge würden auch noch dazu kommen sowie Rückwärtsrichten und die 10m-Volte", erwiderte ich. "Ich denke, wir beginnen einfach mit ein paar lösenden Aufgaben und ich sehe mir dann an, was gut klappt und was weniger. Wir können uns auch gerne die Mitteltempi genauer ansehen."

Ich nickte. "Ich denke meistens lieg es auch eher an mir als an ihm. Manchmal weiß ich auch einfach nicht, wie ich es ihm beibringen soll", gestand ich

"Gemeinsam bekommen wir das bestimmt hin", munterte ich Jalien auf. "Pfeffer scheint ja ein sehr talentiertes Pony zu sein. Du kannst jetzt ruhig schon mal mit großen Bögen anfangen."

Ich konzentrierte mich nun wieder voll auf Pfeffer und begann mit den großen Bögen. Dabei versuchte ich auf alles zu achten, was ich gelernt hatte

Pfeffer schien ein fleißiges Pony zu sein, er arbeitete jetzt schon ordentlich mit. Ich ließ die beiden erstmal nur Zirkel und Handwechsel im Schritt gehen, bis Jaline die Zügel nach und nach etwas aufnehmen konnte.

Glücklicherweise schien es so, als gäbe es noch nicht so viel an uns auszusetzen. So arbeitete ich vor mich hin und nahm mit der Zeit die Zügel immer mehr auf.

Nach einer Weile forderte ich Jaline auf: "Jetzt kannst du mit Leichttraben beginnen."

Ich nickte kurz. Ich war gerade auf dem Zirkel und wartete ab bis X, dann gab ich die Hilfen zum Trab. Pfeffer reagierte brav. Leichttraben fiel mir inzwischen wieder total leicht, was vor ein paar Monaten noch nicht so gewesen ist

Pfeffer legte sich nun ziemlich auf die Zügel, deshalb ordnete ich an: "Vorwärts-abwärts reiten. Also Zügel langsam durch die Finger gleiten lassen. Gib ihm immer soviel Zügel, wie er sich nach vorne unten dehnt. Dabei darf die konstante Anlehnung aber nicht verloren gehen."

Ich nickte kurz und atmete tief durch, bevor ich versuchte die Anweisung umzusetzen. Vorsichtig ließ ich die Zügel etwas gleiten. Nach und nach hatte ich das Gefühl, dass sie Pfeffer unter mir etwas anders anfühlte, ich hoffte sehr, die Änderung war nun zum Positivem

"Besser. Und jetzt Handwechsel", wies ich weiter an. Pfeffer trat nun ordentlich mit der Hinterhand unter und lief fleißig vorwärts.

Hieß besser, nur besser oder war es jetzt ganz gut? Ich konzentrierte mich nun dennoch lieber auf Pfeffer und wechselte aus dem Zirkel. Dabei saß ich natürlich um

"Gut, nun kannst du auch mal eine einfache Schlangenlinie mit einbauen", kommentierte ich.

Also ging ich nun zunächst ganze Bahn. Da sich Pfeffer hier anfangs oft mal etwas schwer tat bzw. eigentlich zu schnell weiter wollte, achtete ich besonders gut darauf, dass er sie schön auslief, als ich die einfache Schlangenlinie nun auf der gegenüberliegenden Seite durchführte

Da die Bahnfigur gut klappte, meinte ich: "Jetzt gehe auf den Zirkel und galoppiere bei X an. Pfeffer soll sich noch ein bisschen auspowern, bevor wir mit der richtigen Arbeit beginnen."

Ich musste ein wenig lächeln. Ich folgte der Anweisung natürlich und ging auf den Zirkel. Bei X galoppierte ich an, was keine Probleme machte

Ich ließ die beiden ein bisschen galoppieren, dann sagte ich: "Jetzt wechsel durch die Ganze Bahn, bei X möchte ich einen schönen einfachen Galoppwechsel sehen." Ich war gespannt, ob sie das hinbekommen würden.