"Ja und danach bin ich eigentlich relativ bald in die Staaten geflogen", fügte ich noch hinzu. Ich kratzte alle vier Hufe aus, dann legte ich den Hufkratzer zurück und klappte den Kasten zu. Dann brachte ich ihn gleich weg, bevor ich zurückkam und Pfeffer losband

"Ich finde es ja toll, dass du das gemacht hast. Ich selbst fahre auch gerne rum, im letzten Sommer war da aber leider nichts drin. Ich würde gerne mal nach Island", erzählte ich.

"Eigentlich wollte ich nur weit weg von allem. Vor allem von meinen Eltern, die mir einfach irgendwelche Pferde andrehen wollten", gab ich zu. Ich forderte Pfeffer auf mir zu folgen und wandte mich in Richtung Weide

Ich ging mit den beiden mit zur Weide. "Also war es schon so etwas wie Weglaufen?", folgerte ich daraus. "Aber Abstand tut ja auch gut, das hast du sicher gemerkt."

Ich biss mir auf die Lippe. "Ja war es", sagte ich dann schließlich, "Ich hab die Zeit dort schließlich und endlich sehr genossen, aber anfangs wollte ich nur weg und alles vergessen" Ich öffnete das Tor zur Weide. "Ich kam nicht damit klar, dass ich einfach ohne Pfeffer sein sollte"

"Weißt du, ich bin damit aufgewachsen, dass ständig Pferde kommen und gehen. Deshalb habe ich mich daran gewöhnt", rang ich mich schließlich doch durch, aus menem Leben zu erzählen. "Und genau aus diesem Grund habe ich mich zu Weihnachten so für euch beide eingesetzt. Ich kann es nachvollziehen, wie es ist, ein geliebtes Pferd einfach so aufgeben zu müssen."

Ich lächelte nun: "Nochmal danke dafür" Ich ließ Pfeffer nun frei und als er sofort lostrottete, wandte ich mich zum Gehen. "Dann kommst du von einem Gestüt?", fragte ich nun

Ich wandte mich nun auch zum Gehen. Wir wollten ja ins Reiterstübchen, um noch etwas zu trinken. "Ja, genau", antwortete ich lächelnd. "Dort habe ich auch meine Ausbildung zur Pferdewirtin gemacht."

"Demnach wolltest du schon immer was mit Pferden machen?", mutmaßte ich. Ich steuerte nun zunächst den Stall an, um das Halfter wegzuhängen

"Oh ja, wenn man so aufwächst wie ich, kann man fast gar nicht anders", meinte ich lachend. "Nur während meiner Ausbildung wurde mir klar, dass ich das so nicht auf Dauer durchziehen wollte."

"Inwiefern so?", fragte ich neugierig. Ich öffnete die Stalltür und steuerte Pfeffers Box an

Ich ging weiter neben Jaline her und unterhielt mich mit ihr. "Es war einfach nicht das, womit ich mir auf Dauer mein Geld verdienen wollte", führte ich aus. "Ich habe mich immer mehr von meinem Vater und meinen Brüdern bevormundet gefühlt. Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht, ich liebe meine Familie. Aber mit ihr einen Arbeitsplatz zu teilen, das funktionierte für mich nicht langfristig."

Ich lächelte: "Okay. Hast du viele Geschwister?" Auf die Antwort wartete ich nun gespannt. Ich war ja ein Einzelkind und hatte mir schon manchmal einen Bruder oder eine Schwester gewünscht. Ich hängte das Halfter ordentlich an seinen Platz und prüfte noch einmal, ob es auch so hielt. Nicht auszudenken, was wäre, wenn der Strick auf dem Boden liegen würde und es dann auch noch von Herrn Meier entdeckt wurde.

"Drei ältere Brüder." Ich lachte. "Und glaub mir, dass kann ganz schön anstrengend sein. Aber sag mal, was arbeitest du jetzt eigentlich?"

"In einem Hotel als Mädchen für alles", sagte ich knapp. So wirklich beschreiben ließ sich mein Job nicht. "Ist aber nur Übergangsweise", fügte ich dann dazu. Ich hatte beschlossen, dass alles richtig hing und drehte mich um. "Zum Reiterstübchen?", fragte ich nun, "Ich hatte mir ja immr mal wieder Geschwister gewünscht"

Ich nickte ihr zu. "Was würdest du denn gerne machen?", fragte ich daraufhin neugierig. "Und ja, Geschwister können schon was Schönes sein, ich würde meine nicht mehr hergeben wollen."

"Oh", meinte ich und wurde etwas rot, "Bis jetzt schwirren viele Ideen in meinem Kopf herum. Ich spreche viele Sprachen und hätte kein Problem eine weitere zu lernen. Ich mochte den Job als Touristenführerin in den USA. Wenn ich aber irgendwas in diese Richtung studiere bleibt mir allerdings eigentlich nur ein Bürojob. Ich hatte auch schon eine etwas verrücktere Idee ..."

"Wenn du studierst, hättest du aber wieder das Geldproblem", gab ich zu bedenken. Neugierig sah ich sie an. "Welche verrückte Idee?" Ich grinste etwas. Für außergewöhnliche Dinge war ich stets zu haben.

"Ich habe von einem Fernstudium gelesen. Das würde sich mit der Arbeit vereinbaren lassen. Und meine verrückte Idee ...", stockte ich nun. Das hatte ich noch nie jemandem erzählt. "Eigentlich ist sie doof", sagte ich dann

"Fernstudium würde doch gut klingen", meinte ich überzeugt. "Du machst dir wenigstens Gedanken, das ist schon mal nicht schlecht. Ob du deine Idee umsetzen kannst, siehst du dann ja. Wenn es zu dir passt und einigermaßen realistisch ist, probier's einfach aus. Egal, was es ist." Wir betraten das Reiterstübchen. "Mal gucken, was noch da ist", murmelte ich vor mich hin und ging auf den Kühlschrank in der Ecke zu.

Ich folgte Anna. "Ich werde sehen. Noch hab ich ja ein wenig zeit, um mich zu entscheiden", sagte ich lächelnd.

"Dann nimm sie dir auch", antwortete ich aufmunternd. Im Kühlschrank fand ich Mineralwasser und Eistee, ich nahm mir ersteres Getränk. "Was magst du?", erkundigte ich mich bei Jaline.

"Gerne den Eistee", gab ich meine Entscheidung kund.

Ich gab ihr die Flasche, holte zwei Gläser aus dem Schrank und wir setzten uns an den Tisch. Sonst war niemand im Reiterstübchen.

"Also die ganze Familie pferdeverrückt?", begann ich dann etwas lächelnd wieder, "Meine Eltern verstehen das Reiten ja nicht so ganz"