"Im Training lief alles gut. Und Gizella ist ruhig. Wird schon", versuchte ich Jacqueline zu beruhigen.

Sonja folgte Viktor und Angel gerade waren noch andere Zehntklässler dran.

"Wenn Jacqueline fliegt, habe ich es gefilmt", meinte Viktor und zog lässig sein Handy aus der Reithosentasche.

"Ich weiß und sie scheint heute auch besonders aufmerksam", lächelte ich, "weil du sie schon so gut geritten hast, die Tage."

"Voll gut Viktor", lobte Sonja schon fast, "Das können wir dann ins Internet stellen"

Ich lächelte ebenfalls. "Oder weil sie dich mag", warf ich ein

Viktor grinste. "Neben unserer goldenen Schleife", meinte er. Gleichzeitig mit Monique und Marina kam er bei uns an der Halle an. "Viel Glück", wünschten uns die Schwestern. "Danke", lächelte ich. "Damit es vielleicht nur ein Beinbruch wird", grinste Viktor, "nicht gleich der Genickbruch." Dass mich diese Neuntklässler immer drausbringen wollten! Ich konzentrierte mich auf Gizella unter mir. Sie war aufmerksam, aber nicht angespannt. "Lieb ist sie, deine Gizella", lächelte ich Sam an.

"Wäre ja schade, wenn das schöne Turnier durch tragische Ereignisse überschattet wird", grinste Sonja. Dann wandte sie sich an Viktor: "Hilfst du mir hoch? Dann sehen wir leichter, ob wir durch blutdurchtränkten Boden waten müssen"
Ich rollte genervt mit den Augen. Felicitas und Chantal waren gerade fertig. "Ich liebe dich", murmelte ich Jacqueline leise ins Ohr. Dann wurde mir auch schon meine Rolle in die Hand gedrückt, während die Helfer das Klopapier um die Stangen entfernten

"Ich dich auch", lächelte ich Sam zu, doch für Liebesschwüre blieb keine Zeit mehr. Konzentration war angesagt. Egal, ob ich nach dem Ritt noch leben würde oder nicht. Ich baute Körperspannung auf. "Schritt", sagte ich halblaut und trieb Gizella zum Startplatz. Die Stute wirkte aufmerksam, ich gab ihr kurz eine Parade. Dann die Startglocke. "Trab", unterstützte ich meine Hilfengebung und Gizella jagte im flotten und schönen Trab los. Kurz vor der ersten Stange verlangsamte ich den Trab der Stute, was gut funktionierte, da Gizella am Zügel ging.

"Klar", lächelte Viktor Sonja zu und hob Sonja hoch auf seine Stute. Danach sprang er angeberisch hinter sie aufs Pferd und zog Sonja zu sich. "damit ich gut filmen kann", lachte er hämisch, "sieh nur, wie schnell die traben, da fliegen ja beide sicher bald."

Sonja schaute konzentriert zu. "Je schneller sie fliegen, desto besser"

Meine Aufgabe war klar. Das Klopapier ließ sich gut abwickeln und war zum Glück nochmal etwas stabiler als das das wir zum Üben hatten. Dennoch riss es dann tatsächlich bei der letzten Stange.

"Man ist disqualifiziert, wenn man runterfällt", grinste Viktor hämisch.

Hochkonzentriert war ich meine Trabwechsel geritten. Als das Klopapier riss, gab ich Gizella eine Haltparade. Sie reagierte sofort und stand geschlossen da. Der Schwung vom Trab half mir beim Absteigen ungemein - das hatte ich zuvor noch nie als Vorteil empfunden - und ich bin sportlich genug, um den Sprung vom Pferd gut abzufedern. Schnell griff ich nach den Klopapierenden und knüpfte sie zusammen, was schnell erledigt war, da ich dass schon zigmal geübt hatte. Schnell griff ich nach Sams Hand und dem gut ausgeprägten Widerrist von Gizella.

Ich zog Jacqueline nach oben, damit es sofort weiter gehen konnte und war vor allem stolz auf Gizella, weil sie wunderbar reagierte. Ab jetzt wurde es einfach, da wir keinen Slalom mehr hatten und weiter Spannung auf das Papier kam.

"Hmpf die sind schnell", murrte Sonja genervt, als sie das Knüpfen beobachtete

Der restliche Ritt verlief gut. Von den Stangen weg zur Ziellinie ging ich sogar auf Risiko, was wir beim Üben nie gemacht haben. Ich dachte aber nicht lange nach und rief zu Sam zurück: "Achtung, Galopp!" Wegen Gizellas Konzentration nahm sie auch die nicht geprobte Hilfe gut an und wir schossen über die Ziellinie, bis zu welcher die Zeit gestoppt wird. Ich parierte Gizella sanft durch. Erst in den Trab, indem ich sie auslaufen ließ und dann in den Schritt. Alle Kommandos unterstützte ich mit der Stimme, da ich in letzter Zeit die Erfahrung gemacht hatte, dass das alles einfacher machte. Doch jetzt dachte ich an Sam. Ich hatte etwas gemacht, was nicht abgesprochen war. Noch dazu mit seinem Pferd. War er mir jetzt böse? Auf jeden Fall streichelte ich Gizella, als sie hielt.

"Unseres reißt ja erst gar nicht", gab Viktor an und streichelte Sonja kurz über die Wange. Als nächstes würden die Schwestern reiten. "Und Angel hat einen guten Tag", war Viktor überzeugt, "nicht so wie Abdul vorgestern." Als Sam und ich allerdings fertig waren, war er sich innerlich nicht mehr ganz sicher. "Wir galoppieren auch mindestens die gleiche Strecke", meinte er zu Sonja.

Ich war ein wenig überrascht, als Jacqueline angaloppierte. dennoch ging alles gut. Ich war überascht als ich die Zeit sah. unsere persönliche Bestzeit. Ich drückte mcih fest an Jacqueline.

Sonja nickte. "Wir müssen sie schlagen!"

"Und ob wir das werden!", meinte Viktor überzeugt, "die Babys hier schlagen wir doch alle."

Ich war kurz davor mich bei Sam zu entschuldigen, ließ es aber vorerst. Ich wusste ja noch nicht einmal, ob er mir böse war. Ich genoss vorerst nur seine Nähe. Und schließlich war ich sanft mit Gizella umgegangen. Hoffentlich sanft genug.

Sonja nickte: "Schade dass wir kein Video haben, wie sie fallen"

"Sehen wir uns die anderen noch an?", fragte ich schließlich. Gizella hatte zwar geschwitzt, aber ein paar Minuten würde es wohl noch gehen. "Wie kamst du eigentlich darauf zu galoppieren?", warf ich noch dazu

"Purer Zufall", brüstete sich Viktor.

"Wollen wir Gizella nicht erst versorgen?", fragte ich vorsichtig. Auf seine Frage gab ich keine Antwort, schließlich gab es auch keine darauf.

Ich nickte fügte aber hinzu: "Dann sehen wir die anderen aber nicht mehr." Jacqueline hatte mir keine Antwort gegeben, aber ich würde später nochmal nachhaken.

Sonja beobachtete nun die Schwestern, während sie versuchte den optimalen Weg zu finden.

"Ich finde Gizella wichtiger", meinte ich vorsichtig, "Sie hat ihre Arbeit total gut gemacht." Ich kraulte Gizella am Widerrist.

"Wir könnten den Weg zur ersten Stange hin galoppieren", meinte Viktor.

Sonja nickte. "Und die gerade Strecke komplett im Galopp", schlug sie vor.

"Okay", meinte ich und liess mich nun zunächst mal von Gizella gleiten, "Dann aber jetzt trockenreiten" Ich griff in die Zügel und führte Jacqueline und Gizella aus der Halle. "Und du hast meine Frage noch nicht beantwortet", erinnerte ich Jacqueline.

"Auf jeden Fall", rief Viktor aus.

Ich wollte gerade absteigen, als Samuel Gizella schon losführte. So alleine fühlte ich mich ganz schön einsam da oben. "Ich habe nicht nachgedacht", meinte ich zerknirscht, "weil es doch so gut geklappt hat."

Conny und Jenny waren jetzt noch vor ihnen dran. Sonja sah nun auch bei ihnen gespannt zu.

"Ich weiß nicht, ob ich dir böse sein soll", sagte ich ehrlich

Ich gab keine Antwort und blickte Sam nur an. Mit den Händen griff ich vorsichtig in Gizellas Mähne.

"Wow, die sind ja schlechter als Jacqueline und Samuel", flüsterte Viktor.

Sonja lachte: "Ja, das ist schon schwer" Allerdings waren bis jetzt alle schlechter gewesen.

Ich führte Gizella schweigend im Schritt herum.

"Besser zu sein als Sonja und Viktor ist mir nicht so wichtig als deine Liebe", meinte ich ernst. "Ehrlich", flüsterte ich.

Ich lächelte kurz. "Ich mein, es hat alles gut geklappt, aber wir haben galoppieren nie geübt. Was wäre, wenn du gefallen wärst?", warf ich ein, "Es ging ja alles gut. Vielleicht sollten wir es dabei belassen"

"Um Gottes Willen", meinte ich erschrocken, "Gefallen. Daran habe ich nicht gedacht."

"Wie egsagt vergessen wirs einfach", meinte ich lächelnd und sah zu Jacqueline nach oben.