Heute am Vormittag hatte ich nichts zu tun gehabt. Für den Orientierungsritt war ich noch nicht gut genug und für Besenpolo war ich zu feige gewesen. Aber ich hatte Sam überall die Daumen gehalten, allerdings würden wir erst am Abend die Platzierungen erfahren. Viel war heute los hier am Internat, da viele von außen auf unserem Reitinternat waren. Um zwölf würde es das Mittagessen geben, davor fand noch Besenpolo statt. Ich saß auf der Tribüne der Reithalle und hielt vor allem Sam und Feli die Daumen. Nach der Prüfung fing ich beide ab und fiel gleich Sam um den Hals, als er abgestiegen war. "Na? Hunger?", fragte ich ihn strahlend.

Ich lachte: "Du solltest wissen, ich hab immer Hunger! Aber zunächst ist erstmal Gizella dran." Ich klopfte der Stute den Hals.

"Deine Gizella ist sicher genauso verfressen wie du", lachte ich, "aber sie muss ja auch stark sein, wenn sie uns beide später durch den Parcours tragen muss. Wie ist es euch eigentlich beim Besenpolo gegangen? Es sah ja nicht schlecht aus. Aber das kleine Mädchen von auswärts sah ja mal süß aus mit ihrem Pony."

"Ganz okay, denke ich", meinte ich lächelnd, während ich meine Stute in Richtung Stall führte. Bis später wollte ich sie in ihre Box stellen. "Aber hauptsächlich solls ja Spaß machen. Außer nachher, da müssen wir Viktor und Sonja schlagen!" Grinsend sattelte ich Gizella ab

"Mach mich bloß nicht verrückt", meinte ich nervös, "die reiten beide so gut, meinst du, wir haben eine Chance?"

"Ja, einfach wil ich dich liebe", meinte ich lächelnd. Ich bürstete noch über Gizellas Fell.

"Soll ich Gizellas Hufe auskratzen?", fragte ich, um mich selbst ein wenig zu beruhigen.

"Klar gerne wenn du magst", lächelte ich Jacqueline an, während ich Gizella putzte.

"Klar", lächelte ich zurück. Ich hatte es ja bei Gizella auch schon ein paar Mal gemacht und deshalb hatte ich jetzt auch keine Probleme damit.

Gizella stand still da, während wir um sie herum werkelten. Nur als Jacqueline beim ersten Vorderhuf war wandte sie den Kopf herum udn stupste das Mädchen leicht an

Ich zuckte zusammen und ließ den Huf Los. Erschrocken sah ich auf und Sam unsicher in die Augen.

"Alles okay?", fragte ich nun nach, als Jacqueline mich fast panisch ansah und berührte sie leicht am Arm

"Ich...", flüsterte ich und kam mir total blöd vor, als ich meinte: "Nicht, dass sie mich beißt."

Ich nahm Jacqueline leicht in den Arm: "Keine Sorge, ich hab dich zum Fressen gern, aber Gizella ist Vegetarierin aus Überzeugung" Ich sprach sanft und versuchte Jacqueline zu beruhigen

"Ich weiß ja, ich hab mich nur so erschrocken", meinte ich und sah Sam an. Er war immer so lieb zu mir und ich so anstrengend.

"Ganz ruhig du bist nur nervös heute", sagte ich, während ich Jacqueline an mich drückte.

Sonja ging gerade mit Viktor durch den Stall, als sie Jacqueline und Samuel entdeckte. "Na", sagte sie gehässig in Richtung Jacqueline, "Bereit heute vom Pferd zu fallen?"

Ich wollte gerade etwas erwidern, strich dann aber Sam nur dankend über den Rücken. Auf Sonjas Frage gab ich allerdings auch keine Antwort, sondern griff zum Hufkratzer. "Wie romantisch, die beiden im Hallendreck wohl sein werden", meinte Viktor laut lachend zu Sonja.

Ich bürstete Gizellas Fell weiter. Ich warf den beiden nur einen bösen Blick zu, dann sah ich zu Jacqueline.

Sonja lachte laut mit. "Hoffentlich bricht sich Jacqueline nicht das Genick, man weiß ja, dass sie nicht sonderlich gut reitet", machte sie weiter, "Wäre ja schade, wenn der Hallenboden besudelt wird"

Verkrampft griff ich nach Gizellas Huf. Das Genick brechen, um Himmels Willen! Viktor lachte ebenfalls und lehnte sich an Gizellas Box. "Was gibt es denn da Interessantes zu sehen?", fragte er sarkastisch.

Ich merkte Jacquelines Anspannung. Sonja hatte genau den Punkt getroffen und hackte auf Jacquelines Angst rum. Ich lächelte meiner Freundin leicht zu, als Gizella brav ihren Huf hob.

"Naja", meinte Sonja schließlich, "Lass uns zum Essen gehen, Viktor! Wir können es uns leisten, im Gegensatz zu gewissen Personen mit dickem Hintern" Wieder blickte sie zu Jacqueline. Sie hatte es ihr nie verziehen, dass sie Sam hatte.

Zittrig kratzte ich Gizellas Huf aus. Na wenigstens dick war ich wirklich nicht. Zwar dicker als Sonja, aber doch nicht dick. Sams Lächeln sah ich leider nicht, ich war zu sehr auf den Huf konzentriert. Viktor lachte nochmal gehässig, bevor er sich von der Box abstieß und erhobenen Hauptes Sonja nacheilte.

"Hör nicht auf sie", sagte ich leise, "Beide sind dumm"

Ich sagte nichts, sondern konzentrierte mich auf den nächsten Huf, ein Hinterhuf. Ich war mir meiner Sache nicht mehr ganz so sicher.

Ich legte schließlich Striegel und Kardätsche weg und wartete bis Jacqueline mit dem Hinterhuf fertig war. Dann zog ich sie fest an mich und sah sie ernst an: "Du bist während dem Training nicht mal ansatzweise gefallen! Wir werden das gut hinter uns bringen."

Ich brachte die Arbeit am Hinterhuf gut hinter mich, dann packte mich Sam plötzlich von hinten und zog mich an sich. Er hielt mich fest, ich sah zu ihm hoch: "Sie verunsichert mich immer so. Das Genick brechen..." Bei dem Gedanken zitterte ich wieder.