"Nein!", sagte ich leise und ritt an. Ich lenkte das Pony möglichst weit von Anna weg, vielleicht fiel ihr ja nicht auf, dass meine Bügel zum Springen zu lang waren. Katrin sah mich kurz etwas mittleidig an und ich erwiederte ihren Blick einfach nur unsicher. Ich war die ganze Zeit dabei Golden vorsichtig am Mähnenansatz zu streicheln

"Okay, dann ist's ja gut", meinte ich und ließ sie ers einmal machen, wie sie ritt. "Also", fing ich nun die heutige Stunde zu erklären an. "Diesmal machen wir erstmal viel mit Cavalettis, um die Pferde zu gymnastizieren. Da die meisten in den Weihnachsferien fast nichts gemacht haben, brauchen wir nicht gleich volles Training machen. Ich baue schon mal was auf, währenddessen könn ihr schon ein wenig mit der Galopparbeit beginnen. Nina, du kannst auch schon mehr Zirkel, usw. reiten." Ich vergewisserte mich noch einmal, dass alle zurechtkamen, dann verschwand ich in der Gerätekammer.

Ich konzentrierte mich jetzt auf Golden und ritt auch mehr Zirkel, was der Wallach auch wie immer gut mitmachte. So war ja noch alles ok und auch die Reitstunden bei ihren waren in Ordnung, trotzdem hätte ich eigentlich gerne Frau Heller wieder.

Ich holte ein paar Cavalettis heraus und baute sie nacheinander auf der Mittellinie auf. Ich legte sich noch etwas näher zusammen, genau richtig, um schön darüber traben zu können. "Gut, Nina, du machst noch weiter so, kannst auch schon mit dem Galopp langsam anfangen. Marina, du fängst mit den Cavalettis an. Danach Hanna, Janina und Katrin. Denkt daran, schön gerade anreiten und locker mitgehen." Ich stellte mich zur Seite, um alles genau im Auge behalen zu können. Marina und Sydney meisterten die Stangen super, Hanna musste erst einmal ihre Stute motivieren. Janina hatte ein paar Probleme, da ihre Stute lieber noch galoppieren wollte. Bei Katrin wiederum lief alles reibungslos.

Ich kontrollierte den Sattelgurt von Golden nochmal, was auch bitter nötig war, dann trabte ich wieder an und stellte ihn immer wieder nach innen und außen. Nachdem ich kurz zu Frau Chevelier gesehen hatte, diese aber zum Glück beschäftigt war, galoppierte ich das Pony an und ließ ihn erstmal fleißig galoppieren, aber wie immer ging ich dazu nicht in den leichten Sitz.

Nachdem ich Hanna ein paar Tipps gegeben hatte, wandte ich mich wieder Nina zu. Gleich entdeckte ich etwas, dass ich anmerken wollte: "Ich weiß nicht, ob ich's dir schon mal gesagt habe, aber ich find's gut, wenn man beim Warmreiten in den Entlastungssitz beim Galoppieren geht. Das lockert den Rücken und du entlastest ja auch beim Traben erstmal mittels Leichttrab."

Ich nickte nur, parierte ihn aber wieder durch. Ich galoppierte außer im Gelände nie im leichten Sitz... Ich trabte weiter und achtete weiter darauf, dass Golden locker wurde und mir fleißig an den Zügel trat, was er recht schnell tat.

Nina wollte wohl meinen Vorschlag nicht annehmen, also beließ ich es dabei. Es war jetzt auch nicht so schlimm, ich fände es eben nur besser. Nun gut, sie sollte selbst entscheiden. "Deine Steigbügel sind übrigens sicher auch zu lang", merkte ich an. "Stell die doch mal ein bis zwei Löcher kürzer ein." Das hatte ich am Anfang gar nicht bemerkt, doch jetzt sollte Nina das schleunigst ändern. Währenddessen wandte ich mich wieder den anderen zu. Die konnten mittlerweile die Cavalettis im Galopp überwinden und ich wählte auch verschiedene Abstände und Höhen.

Ich parierte durch und hielt Golden unwillig in der Mitte an um mir meine Bügel ein Loch kürzer zu machen. Ich wollte nicht springen, Herrn Meier hatte ich wieder vergessen. Ich ritt im Schritt wieder an und ließ das Pony Schritt gehen.

Um die anderen nicht zu langweilen, hatte ich mir für sie etwas Neues ausgedacht. Auf einer langen Seite hatte ich zwei Cavalettis in 25 Meter Absand hingelegt. Dazu wies ich die vier an: "Damit übt ihr Distanzen, was ja auch im richtigen Parcours wichtig werden kann. Reitet da mal drüber und testet, wie viele Galoppsprünge ihr dafür braucht, um die Stangen optimal überwinden zu können. Nina, du machst die Cavalettis auf der Mittellinie erst einmal im Trab." Ich hatte diese wieder alle auf gleiche Höhe gedreht und in gleichmäßigen Abständen gebracht.

Ich wurde ziemlich blass obwohl es nur niedrige Cavalettis waren. Zögerlich und unwillig trieb ich das Pony auf das erste cavaletti zu, was Golden zum zögern brachte, doch er machte den Schritt doch noch und trabte einfach drüber. Ich war recht steif und nicht besonders kooperativ für golden

Ich ließ die anderen erst einmal alleine arbeiten, musste ich mich doch jetzt voll auf Nina konzentrieren. Irgendwie sah das Ganze nicht sehr gut aus. "Locker mitgehen und schön in den Knien durchfedern. Die Zügel mehr nach vorne geben", korrigierte ich streng. "Du störst Golden sonst nur mehr in seinem Rhythmus, als dass du ihm hilfst." Ich fragte mich gerade, ob Nina überhaupt schon jemals gesprungen war, wenn sie sich doch immer vor den Stunden gedrückt hatte. Wie kam sie dann überhaupt zu einer Note bei Frau Heller?

Ich senkte verzweifelt den Kopf. Ich konnte halt nicht ändern, dass sich in mir alles blockierte sobald ich nur an Springen dachte. "Mir geht es nicht gut...", murmelte ich mal wieder, parierte dabei durch zum Schritt und strich Golden durch die Mähne. Wieso war sie so streng zu mir?

"Ach ja, kehrt die Springkrankheit wieder zurück?", entkam es mir etwas bissig. Erst danach dachte ich daran, dass das jetzt Michael auch gehört haben musste. Nun gut, ich hätte es ihm so oder so erzählen müssen, aber das er das jetzt auf diesem Wege erfuhr, fand ich nicht gut. "Sag mal, wie hast du deine Note eigentlich bei deiner alten Reitlehrerin bekommen?", fuhr ich nun fort, weniger bissig, mehr mit Interesse in meiner Stimme.

Ich zuckte mit den Schultern. War sie etwa wie Herr Meier?! Ich sah auf den Hals von Golden und wuschelte ihm durch die Mähne. Frau Heller war wenigstens nett gewesen...nicht wie die da...
Ich sah geschockt auf, als Herr Meier in die Halle kam und senkte meinen Blick dann sofort wieder auf Goldens Hals. Nicht auch der noch...

Ich vergewisserte mich, dass niemand in der Nähe des Eingangs war und rief Michael dann wohl oder übel "Tür ist frei" zu. Mir gefiel es gar nicht, dass er sich jetzt auch noch in die Angelegennheit einmischen wollte. Immerhin sollte ich eigentlich gerade eine Reitstunde abhalten. Das konnte allerdings nicht mehr gut weitergehen. "Also", wande ich mich nun wieder Nina zu. "Welche Note hast du bekommen? Oder bessere Frage: Wie ist überhaupt eine Beurteilung zusande gekommen?"