"Stimmt eigentlich, zum Glück ist Oda keiner", erwiderte ich. Ich machte mich nun an den Beinen der Stute zu schaffen.

"Sonst hätten wir wohl länger zu tun", lächelte ich. Als ich mit dem Putzen fertig war, schloss ich den Putzkasten und verlas Julies Mähne und Schweif mit den Fingern.

"Am schönsten finde ich Füchse, vor allem solche mit heller Mähne", gestand ich. "Und du?" Ich beeilte mich nun etwas, da Jacqueline schon fast fertig war. Die Beine waren nun sauber, also griff ich schnell zum Hufauskratzer. Oda gab mir ihre Hufe brav her, sodass ich rasch vorankam.

"Ach, ich weiß nicht", meinte ich, "Ich habe mal ein Buch gelesen, das hieß 'Ein gutes Pferd hat niemals die falsche Farbe', aus unserer Schulbibliothek."

"Ich mag ja Oda auch nicht weniger, nur weil sie kein Fuchs ist", antwortete ich fast ein wenig beleidigt. Doch ich ließ mir nichts anmerken. "Ich meine ja nur, welche Pferdefarben du am liebsten hast." Ich richtete mich auf und legte den Hufkratzer zurück in den Putzkasten. Ich begann nun, Odas Mähne durchzubürsten.

"Ich mag alle Farben, wollte ich damit sagen", erklärte ich lächelnd und fuhr mit meiner Arbeit fort.

"Achso." Ich lächelte nun auch. "Liest du viel?" Ich kämpfte noch immer mit der Mähne. Dort hatten sich ein paar hartnäckige Dreckklumpen verfangen, die kaum rauszubekommen waren.

"Ja", lächelte ich, "Unsere Schulbibliothek hat wirklich einige gute Bücher zu bieten. Liest du auch gerne?" Ich war nun mit dem Putzen fertig und streichelte Julie.

"Oh ja, ich liebe Pferdesachbücher ebenfalls und verschlinge sie nur so, was ich kriegen kann", meinte ich. "Aber ich mag auch andere Bücher. Liest du auch andere Sachen?" Ich fand die Mähen nun doch sauber genug und ging zum Schweif über. Auch dort hatte sich einiges drin verfangen und ich kam beim Verlesen nur langsam voran.

"Ich lese eigentlich nur Sachbücher, aber zu allen Themen", erklärte ich, "Pferdesachbücher gibt's bei uns in der Bibliothek am meisten. Warst du schon mal dort?"

"Ja, ich habe schon mal gestöbert. Herr Greifer hat mich dann aber ganz böse angeschaut", meinte ich. "So, ich bin jetzt auch fertig." Ich packte alle Putzsachen zusammen und hob den Putzkasten auf.

"Das macht er immer", lächelte ich, "Einfach die Nase in ein Buch stecken, dann siehst du seinen bösen Blick nicht. Ich mag ihn aber auch nicht, wie du sicher schon mitbekommen hast." Ich kraulte Julie noch kurz, dann ging ich Richtung Sattelkammer los, um das Sattelzeug zu holen.

Ich fand, dass Herr Greifer seinen Stoff ganz gut rüber brachte, sagte das aber nicht laut. Ich nickte Jacqueline nur zu und folgte ihr dann, um ebenfalls Odas Sattelzeug zu holen. Ich musste mich mit dem Sattel immer ganz schön abmühen, da ich nun mal nicht die Kräftigste war.

In der Sattelkammer trafen wir auf Herrn Whert, der uns freundlich grüßte. Ich grüßte zurück und griff nach Julies Sattel.

Als ich Herrn Whert entdeckte, wurde ich sofort rot. "Hallo!", murmelte ich und verschwand schnell in meinem Spind. So konnte ich aber nicht ewig bleiben, schließlich war ich hier, um das Sattelzeug zu holen. Ich kramte etwas unschlüssig in meinem Spind herum, als würde ich etwas suchen. Nach einer Weile ging der Stallbursche nach draußen und ich konnte aufatmen. Rasch schnappte ich mir Sattel, Decke, Zaumzeug, Gerte, Handschuhe und Reithelm. Voll bepackt verließ ich die Sattelkammer und dann den Stall.

"Wow, du nimmst ja alles auf einmal, ich hätte da Angst, etwas fallen zu lassen", lächelte ich bewundernd, als ich neben Feli mit meinem Sattel, der Decke und dem Zaumzeug herging.

"Ich mache das immer so", meinte ich verlegen. Ivh wollte nur schnell weg aus dem Stall und Herrn Wherts Reichweite. Der durfte mich auf keinen Fall so sehen. Ich würde ja eh keinen vernünftigen Satz neben ihm rausbekommen. In seinen Stunden war das schon die reinste Qual. Bei Oda angekommen lud ich erstmal alles ab.

Dass mir das noch nie aufgefallen war, verschwieg ich. Ich merkte ja schon in Herrn Wherts Stunden, was mit Feli los war. Ich fand schon, dass sie sich zu sehr reinsteigerte, obwohl sie doch sicher wusste, dass sie bei Herrn Whert nicht landen konnte. Im Kopf ging ich nun noch einmal die E-Dressur vom letzten Turnier durch, während ich sattelte und zäumte. Im Gegensatz zu Feli hatte ich Gerte, Helm und Handschuhe schon beim Putzen mit heraus genommen.

Rasch schob ich meine Gedanken an Herrn Whert beiseite und konzentrierte mich aufs Satteln. Ich erledigte die Handgriffe zügig, Oda machte mir da zum Glück auch keine Probleme. Bald darauf war ich fertig, konnte mir den Reithelm aufsetzen und die Handschuhe anziehen.

Etwas später als Feli war auch ich fertig und zog mir den Rest der Reitkleidung an. "Dann wollen wir mal, oder?", fragte ich lächelnd.

"Ja, okay", stimmte ich zu und nahm die Zügel in die Hand. Oda folgte mir brav, sie freute sich wohl schon auf die Arbeit. Die Stute war irgendwie immer so motiviert. "Hast du die E-Dressur noch im Kopf?"

(Soll ich dir die Aufgabe schicken, die ich gefunden habe?)

(Bitte.)

"Ich denke schon", war ich mir nicht ganz sicher, "Du?" Julie und ich folgten in einem gewissen Abstand. Ich hatte vor Oda noch immer großen Respekt.

"Ich bin die A-Dressur beim Turnier gegangen, aber die Aufgabe weiß ich trotzdem noch so einigermaßen", antwortete ich. "Wir hatten die ja auch mal mit Frau Chevalier geübt. Fangen wir einfach bei X an und reiten erstmal hintereinander?" Bei der Reithalle angekommen fragte ich zuerst "Tür frei, bitte?", bevor ich eintrat. Es war niemand da.

"Hm, oder nebeneinander und dann bei C einer links und einer rechts rum?", schlug ich vor und stellte mich auf der Mittellinie auf. Ich gurtete vorsichtig nach und stieg dann auf. Ich ließ Julie im Schritt am losen Zügel antreten. Brav ging die Stute los.

"Ich meinte für unseren ersten Durchlauf, nur zum Üben. Beim richtigen Pas deu deux dachte ich, dass wir schon zusammen einreiten, aber einer - in dem Fall wohl ich - nach dem Grüßen eine Kehrtvolte reitet und somit dann in die andere Richtung reitet", erkläte ich meine Idee. Ich schwang mich nun ebenfalls auf Oda, nachgurten war bei ihr nicht notwendig. Meine Stute schritt motiviert vorwärts und schnaubte ab und zu.