Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich fühlte mich nicht ernst genommen. Andererseits war Jaline immer für mich da gewesen. Gerade am Anfang. "Na ja, was heißt schon gefährlich?", meinte ich deswegen etwas vorsichtig, "hypersensibel halt."

"Ja, das gibts schon. Ist halt schwieriger zu reiten, man muss feinfühlig sein", brachte ich sehr vorsichtig hervor, "Vielleicht wollte Frau Chevalier dir damit auch etwas zeigen. Ich denke nicht dass geplant war, dass du fällst"

"Das war aber irgendwie vorauszusehen", meinte ich, "aber das mit dem mir was zeigen wollen hat sie auch gesagt." Nun griff ich zum Hufkratzer und legte Striegel und Kardätsche zurück in den Putzkasten.

"Naja es sollte eine Übung sein. Es ist ja sowieso wichtig feinfühlige Hilfen zu geben", erklärte ich

Ich zuckte mit den Schultern und beugte mich zu Julies linken Vorderhuf hinunter. Ich wollte darüber nicht sprechen. Ich kratzte alle vier Hufe aus.

Ich machte mich nun auch ans Hufe auskratzen. Ich war nicht dabei gewesen, aber Jacqueline schien die Schul nur dem pferd und Frau Chevalier zuzuschieben.

"Wollen wir nicht streiten", schlug ich etwas schüchtern vor, als ich gerade den letzten Huf bearbeitete.

"Natürlich nicht", lächelte ich, um die Situation zu entschärfen.

Ich versuchte zurück zu lächeln. "Ich bin doch froh, dass ich dich wieder habe", meinte ich, "ich hab dich so vermisst, als du plötzlich weg warst. Gut, erst nicht, da war ich ja voll auf Sam fixiert, aber so nach und nach."

"Ja, aber es tat mir sehr gut", meinte ich, "Und am anfang einer Beziehung ist das ja auch ganz normal, dass man sich erstmal nur für einen Menschen interessiert" Ich legte den Hufkratzer zurück und kümmerte mich noch um Mähne und Schweif

"Erst als du weg warst, habe ich so richtig gemerkt, wie wichtig du mir bist", ergänzte ich und legte meinen Hufkratzer ebenfalls weg, um den Schweif mit den Händen zu verlesen.

"Wow, das ist lieb danke", sagte ich nun doch gerührt

"Na ja, was hätte ich nur ohne dich gemacht?", meinte ich sachlich, "also so die ersten paar Monate hier waren echt hart."

"Und jetzt hast du Sam und mich", meinte ich lächelnd. "Möchtest du denn noch weg?" Ich war fertig und klappte den Putzkasten zu

"Ja, Gott sei Dank habe ich euch", meinte ich, verstaute alles sorgfältig im Putzkasten und griff nach ihm, "Nein, möchte ich nicht. Es ist mein Zuhause."

Ich lächelte: "Siehst du" Ich ging zur Sattelkammer, wo ich das Putzzeug ordentlich verräumte und mir dann Pfeffers Sachen holte

Ich folgte Jaline. "Ja", lächelte ich ebenfalls, "bei meinen Eltern daheim will mich ja doch keiner."

"Ach ich glaube, dass deine Eltern dich bestimmt lieben", versuchte ich aufzumuntern.

"Mag ja sein", entgegnete ich, "aber auf ihre eigene Art und Weise." Ich ging mit dem Sattelzeug zu Julie zurück.

"So ist es mit der Familie immer. Ging mir mit meiner Oma ähnlich", meinte ich. Bei Pfeffer begann ich mit dem Satteln. Dabei fiel mir ein, dass ich meinen Helm im Spind hatte liegen lassen. "Verdammt", entfuhr mir

"Was ist?", grinste ich, "Warum bist du damals eigentlich aufs Internat?" Ich hatte es nie gefragt. In der neunten Klasse war ich zu egoistisch dazu, da ich meine eigenen Probleme hatte.

"Ich hab meinen Helm vergessen.", meinte ich. Ich wollte noch fertig satteln, dann nochmal zurück laufen. "WEgen meiner Oma", erzählte ich, "Meine Cousine Lisa-Marie ist die Perfekte in unserer Familie. Sie ist auf ein Musikinternat gegangen und da hat sich meine Oma auch eingebildet, ich müsse auf ein Internat gehen. Wenigstens hat mir mein Vater ein Reitinternat herausgesucht"

"Dann holst du ihn halt", meinte ich lachend, verstummte aber. Das würde wohl bedeuten, dass ich ihr Pferd halten müsste. Oder zäumte sie noch nicht auf? Ich sprach weiter: "Lisa-Marie, wie kann man so bitte heißen? Aber gut, dass du nicht auf ein Musikinternat musstest. Wie lange warst du eigentlich hier?"

"Nicht lange nur zwei Jahre. Und Lisa-Marie passt wirklich gut zu ihr", sagte ich lachend. Ich war fertig mit dem Satteln. "Ich hol schnell meinen Helm", sagte ich noch bevor ich schnell zur Sattelkammer zurückging

"Warum nur so kurz?", fragte ich und atmete auf. Hoffentlich riss sich das Pferd nicht gleich los. Ich musste an den Riesenschimmel denken, den Frau Chevalier mal zum Ausreiten mitgenommen hatte. Die ist ja wahnsinnig! Beim Satteln lugte ich immer wieder zu Pfeffer. Wenn ein Pferd schon so hieß, wie das wohl drauf war?