"Na wenn sie meint...", sagte ich unbestimmt. Wahrscheinlich hatte die Reitlehrerin Recht, aber das wollte ich nicht laut sagen. Jacqueline schien das nicht so zu sehen. "Tanzt du eigentlich auch?", wechselte ich das Thema.

"Ja, man kann es eh nicht ändern", entgegnete ich, "ich tanze nur manchmal so, aber nicht als Sport."

"Ich tanze ziemlich gerne. Und deswegen haben mir Mandy und Leonie angeboten, mich mal in die Tanzschule hier in der Nähe mitzunehmen. Also gehst du da nicht hin?", fragte ich Jacqueline.

"Nein, das wäre mir zu stressig", entgegnete ich, "bist du mit Leonie im Zimmer?"

"Ja, bin ich. Sie ist auch ganz nett", sagte ich vorsichtig. Ich wollte Jacqueline nicht verletzen oder so. "Sie hängt nur ständig mit Mandy oder auch Chantal rum, sodass ich ziemlich oft alleine bleibe. Machst du eigentlich viel mit den anderen?" Mir war in der kurzen Zeit schon aufgefallen, dass Jacqueline eher die Zurückhaltende ist. Wie ich.

Bei disem Thema fing ich gleich an zu strahlen und wurde sogar etwas rot. "Ja, mit Samuel mache ich viel", lächelte ich, "er ist einfach der Beste hier."

Ich lächelte verlegen und wusste erstmal nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte schon mitbekommen, dass die beiden ein Paar waren. So wie die immer rumturtelten. "Und mit den Mädchen?", lenkte ich also lieber etwas ab.

"Nicht so sehr", meinte ich, "ich hatte in der neunten eine Freundin, die ging aber damals schon zwölfte. Allerdings ist sie in Porto und wir können uns noch sehen. Ansonsten eher weniger. Höchstens mal als Lerngemeinschaft."

Irgendwie freute es mich zu hören, dass Jacqueline nicht so viel Anschluss hatte. Hoffentlich könnten wir zwei dann viel gemeinsam machen. Sehnsüchtig dachte ich an meine Freundin in Lille. Eine Weile gingen wir schweigend dahin. Oda und Julie waren echt brav und gingen einfach neben uns her. Plötzlich sagte ich: "Irgendwie finde ich es schade, dass wir nicht im selben Zimmer sind."

"Mit Mandy könntest du gerne tauschen", meinte ich wie aus der Pistole geschossen und etwas gehässig. "Also, ich wollte damit sagen, wir verstehen uns nicht ganz so gut", wurde ich nun doch etwas vorsichtiger.

"Ich kenne sie noch nicht wirklich", meinte ich zögernd, um nichts Falsches zu sagen. "Aber Chantal finde ich auch etwas strange."

"Chantal", überlegte ich, "naja, sie ist etwas überdreht. Wollen wir noch einmal traben, damit wir nicht in Zeitnot geraten?"

"Sie legt es eben immer drauf an, mit den Lehrern Stress zu kriegen. Kommt mir halt so vor", sagte ich. "Und wegen Traben, klar gerne. Ich will nicht zu spät kommen." Ich gab Oda ein kurzes Zeichen und die Stute schaltete brav in die schnellere Gangart.

Während der Trabstrecke schwieg ich nun. "Glaube ich auch", sagte ich noch, bevor ich meine Stute neben mir antrabte.

Wir joggten schweigend neben unseren Pferden her. Bald kam die Kreuzung von vorhin in Sicht, weshalb ich wieder durchparierte.

Mein Pflegepferd war leicht zu bremsen und so ging es gemütlich Richtung Internat.

Als wir am Hof ankamen, steuerte ich den Putzplatz an und band Oda dort fest. Ich kontrollierte die Hufe auf Steine und ähnliche Sachen, mehr war nicht nötig.

Ich tat es Felicitas gleich. "Ich denke, wir sollten die Pferde gleich reinbringen", meinte ich, "Schließlich müssten sie sowieso bald rein."

"Ist okay", stimmte ich zu und folgte Jacqueline in den Stall. "Hast du übrigens Lust, nach dem Essen mit mir Französischhausaufgaben zu machen? Also wenn's dich nicht stört..." Ich war etwas verunsichert, schließlich wollte ich mich nicht aufdrängen oder so.

"Klar machen wir das gemeinsam", meinte ich erfreut, "vorausgesetzt, es stört dich nicht, dass Sam auch dabei ist. Der ist wahnsinnig gut in Französisch." Gut, ich hatte ein wenig übertrieben, aber nur ein wenig. Ich führte meine Pflegestute in die Box.

"Je mehr wir sind, umso besser", meinte ich und verschwieg dabei, dass ich auch sehr gut in Französisch war. Odas Box war nicht weit weg von Julies, sodass Jacqueline und ich uns nicht groß trennen mussten.

"Finde ich auch", meinte ich erfreut über die selbe Meinung.

(Sollen wir aufhören, da ich ab morgen nicht mehr da sein werde?)

Ich kraulte Oda noch ein bisschen, bevor ich die Boxentüre ordnungsgemäß verschloss. "Wollen wir rein?", fragte ich.

(Ja, finde ich gut. Schließe morgen.)

"Ja", nickte ich und ging in die Schule rüber.