"Nein", entgegnete ich erschrocken, "im Gelände noch nie. Du darfst sowieso erst raus, wenn du so weit ganz sicher bist." Ich blickte auf die Uhr. Ein Stück konnten wir schon noch gehen.

"Da bin ich aber erleichtert", antwortete ich. "Ich dachte schon, weil du so eine Andeutung gemacht hast..." Mich hätte es brennend interessiert, was sie damit gemeint hatte. Aber ich traute mich nicht, näher darauf einzugehen.

"Eine Andeutung?", fragte ich möglichst erstaunt und ging weiter.

"Ja schon irgendwie", sagte ich zögernd. "Von wegen, du hättest die Erfahrung gemacht, dass Pferde draußen temperamentvoller sind. Das klang so, als wäre dir mal in die Richtung was passiert."

Ich war beruhigt. Das ließ sich leicht erklären. "Nein, aber sie gehen generell etwas flotter", erklärte ich.

"Das stimmt", meinte ich. "Ihnen gefällt die Natur bestimmt auch besser als die Reithalle oder der Platz."

Das Mädel hörte sich ja mal vernünftig an. "Das glaube ich auch", entgegnete ich, "ich bin bis jetzt zweimal vom Pferd gefallen, einmal am Platz und einmal in der Halle, aber noch nie draußen. Da wollen sie ihren Reiter scheinbar nicht so gerne loswerden."

"Ich bin bisher erst einmal vom Pferd gefallen, das war, als ich das erste Mal galoppieren sollte", erzählte ich und wunderte mich wieder einmal über mich selbst, warum ich so gesprächig war. Aber ich fand Jacqueline einfach voll nett.

"Wie ist das bei dir passiert?", erkundigte ich mich genauer.

"Keine Ahnung, jedenfalls lag ich plötzlich unten", redete ich weiter. "Ich glaub, mein Sitz war nicht so gut. Und bei dir?"

"Einmal war's auch beim Angaloppieren aus dem Trab", erklärte ich, "und einmal bei einem Trab-Halt-Übergang." Ich blieb stehen. "Wir sollten umkeheren", beschloss ich.

Ich sah ebenfalls auf meine Uhr. "Ja, stimmt. Schade, dass wir es nicht mehr bis zum See geschafft haben", betauerte ich. "Wenn du Lust hast, können wir das mal am Wochenende in Angriff nehmen?"

"Klar, gerne", nickte ich und wendete mein Pferd. Ich war froh, dass Felicitas nicht genauer nachfragte.

Ich drehte Oda ebenfalls um. Zum Glück folgte mir die Stute brav und wollte nicht weiter in die andere Richtung laufen. Aber ich hatte sowieso die Erfahrung gemacht, dass Pferde lieber in Richtung Stall als woandershin liefen. "Ich finde Trab-Halt-Übergänge aber auch ziemlich schwierig", griff ich das Thema von vorhin auf. "Das klappt bei mir wirklich selten bisher."

"Trab-Halt geht ja noch", entgegnete ich, "Halt-Trab finde ich da schon schwieriger."

"Ja, das auch", stimmte ich zu. "Kommt aber auch drauf an, wie viel Temperament ein Pferd hat. Ein total faules Pferd kriegt man einfach nicht in Gang."

"Das ist Oda sicher nicht", meinte ich. Wie blöd konnte man eigentlich sein? Diese Bemerkung hätte ich mir ja mal wieder sparen können!

"Das ist mir auch schon aufgefallen, wenn ich sie reite. Sie ist überhaupt nicht faul, aber auch nicht feurig oder so. Also ich finde, sie lässt sich gut händeln", sagte ich. "Obwohl sie meine Hilfen manchmal nicht so gut findet, aber da bin ich eh selbst schuld."

"Ich bin froh, dass ich Julie habe", gestand ich.

"Ich find Oda auch toll", meinte ich. "Und soweit ich das mitbekommen habe, kann man auch ein anderes Pferd kriegen, wenn's einem nicht passt? Aber ich würde Oda niemals eintauschen wollen. Jedenfalls jetzt nicht." Ich musste kurz daran denken, dass Jacqueline irgendwie nicht so positiv von der Stute gesprochen hatte. Ob es da tatsächlich etwas gab, dass nicht so toll an ihr war?

"Ich weiß nicht, ob man das kann", meinte ich, "da es mich noch nie betroffen hat."

"Ich meine, dass Frau Chevalier was in die Richtung angedeutet hat", sagte ich nun doch etwas verunsichert. "Aber egal, ich will's eh nicht."

"Kann schon sein", meinte ich, "ich will es ja auch auf keinen Fall. Frau Chevalier hatte mal eine Phase, da musste jede Stunde ein anderer aus der Klasse ein anderes, von ihr zugeteiltes, Pferd reiten."

"Echt? Naja, so lange ich kein hyperaktives Pferd abkriegen würde", sagte ich langgezogen. "Aber ich reite eigentlich schon lieber Pferde, die ich gut kenne und einschätzen kann. Deshalb finde ich das System mit Pflegepferd super."

"Frau Chevalier meinte, dass das wichtig ist für die Erfahrung", meinte ich leicht abfällig.