Dieser Herr Meier gehörte eindeutig zu den altmoidschen Leuten. Oder warum sonst hatte er wohl einen Kalender in Papierform anstatt digital? "Wann hätten Sie und die Reitlehrerin denn Zeit?", fragte ich höflicherweise zurück. Den Namen der Reitlehrerin hatte ich mir nicht gemerkt, er klang ziemlich exotisch.

"Ja, natürlich", antwortete ich zögernd. "alos wäre für Sie 9 Uhr in Ordnung?"

"Okay, ist ja auch schon bald", vermutete ich und meinte das Abendessen damit.

"Gut, bis später", meinte ich und fügte dann noch hinzu: "Danke für die Führung und dass Sie sich dafür Zeit genommen haben." Ich lächelte leicht.

Ich schlenderte in Richtung Haupthaus und fragte mich, wo Jacqueline geblieben war. Sie war vorhin voll schnell verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Jetzt musste ich alleine in den Speisesaal. Hoffentlich würden nicht alle auf mich starren.

"Huch, hallo Jacqueline!", rief ich ein wenig erschrocken aus, als diese plötzlich neben mir auftauchte. "Wo warst du denn vorher auf einmal?"

"Quatsch", erwiderte ich. "Was echt? Hab dich da gar nirgends gesehen. Hast du Lust, mir den Speisesaal zu zeigen?"

"Sollte ich vielleicht auch noch machen", stimmte ich ihr zu und folgte ihr ins Haus. Ihr plötzliches Verschwinden sprach ich nicht mehr an, obwohl ich dachte, dass da noch mehr dahinterstecken musste.

Wir gingen in den ersten Stock und Jacqueline zeigte mir die Waschräume. Als ich meine Hände gewaschen hatte, fragte ich sie: "Und wo ist der Speisesaal? Wie ist denn das Essen hier so?" Im Internat schmeckte es angeblich nie gut, deshalb hakte ich lieber vorher schon nach. Schlimmer als bei uns zuhause konnte es schließlich sowieso nicht sein. Meistens hatte ich selbst etwas gekocht, wenn wir nicht den Lieferservice bemüht hatten.

"Dann gehen wir mal", schlug ich vor. "Ich bin nämlich schon tierisch hungrig. Das Essen auf der Fähre war nämlich nicht sehr ergiebig und schmeckte obendrein nicht besonders." Wir verließen das Zimmer und gingen nach unten. Aus dem Speisesaal drang mir schon enormer Lärm entgegen und ich war froh, dass ich da nicht alleine hinein musste. Lärmende Schülermengen konnte ich überhaupt nicht ausstehen und war demgegenüber sehr empfindlich. Zögernd ging ich hinter Jacqueline her und betrat den großen Raum.

"Der war aber schnell mit Pferdreinbringen", stellte ich fest und blickte kurz zu ihm rüber. Ob er die Reitlehrerin wegen des Probereitens schon gefragt hatte? Doch jetzt schenkte ich meine Aufmerksamkeit dem aufgestellten Buffet und steuerte darauf zu. Es gab Fisch und für die Vegetarier Gemüsesticks mit Kräuterdip. Zweiteres nahm ich mir auch, denn ich stand nicht so auf Fisch. "Gibt es einen speziellen Tisch, wo wir uns hinsetzten müssen, oder ist das egal?", erkundigte ich mich bei Jacqueline.

(Sind wir eigentlich nur zu dritt in einer Klasse? Und gibt es zu Monique auch einen Charakter?)

"Das hab ich auch schon bemerkt", sagte ich und folgte Jacqueline zu dem Tisch, an dem Monique alleine saß. Ich setzte mich neben sie und meinte: "Du hast sicher nichts dagegen?"

(Okay.)

"Danke", erwiderte ich Monique lächelnd und begann zu essen. Zu Jacqueline gewandt sagte ich: "Schmeckt hervorragend. Und dir?" Es war nicht gelogen, denn mir schmeckten die Gemüsesticks wirklich gut. Es war auch ein schönes Gefühl, mal etwas anderes als Pizza und Nudeln in mir reinzustopfen. Zum Glück trieb ich viel Sport, sodass ich dadurch nicht dick geworden war.