Nach einem leckeren Mittagessen verzog ich mich in mein Büro, um einige Arbeiten für die Schule vorzubereiten. Da ich gewissenhaft bin, machte ich sowas auch immer in den Ferien. Ich machte es mir mit einem Schwarzen Tee gemütlich und fing an zu arbeiten.

Ich seufzte kurz, nahm noch einen Schluck von meinem Tee und rief dann in meinem normalen Tonfall "Herein!" Wer das wohl war? Hoffentlich kein Kollege, der sich über irgendetwas sinnlosem beschweren wollte. Ich war gespannt.

"Guten Tag", grüßte ich ruhig, "komm bitte rein und setz dich erst mal. Ich schreibe nur eben etwas zu Ende. Dauert maximal fünf Minuten." Ich deutete auf einen Stuhl für Nina.

Ich konzentrierte mich auf meinen Laptop, damit ich schnell für Nina Zeit fand. Gott sei Dank kein Lehrer. Ich mochte meine Kollegen zwar gerne, aber manchmal kamen sie mit Problemen an... Nach konzentrierten vier Minuten Arbeit klappte ich meinen Laptop zu, als Zeichen, dass ich ganz Ohr war. Ich trank noch einen Schluck Tee. Wie fast immer bot ich Nina an: "Möchtest du einen Tee haben? Ich habe genug da."

"Okay." Ich nickte Nina zu und fragte mit Anflug von Freundlichkeit: "Was kann ich für dich tun?"

"Na ja", entgegnete ich ruhig, "lernst du mit jemandem aus deiner Klasse gemeinsam?"

"Nein", erklärte ich geduldig, "Grundsätzlich nicht. Französisch, Mathematik und eine Fremdsprache musst du haben. Die restlichen kannst du dir aussuchen." Ich hatte es im Unterricht noch nicht erwähnt. Wieder nahm ich einen Schluck aus meiner Teetasse.

"Du kannst natürlich beide Fächer weglassen, hast sie dann nur im Jahreszeugnis wie jedes andere Fach bisher stehen", erklärte ich und hoffte, mich nicht allzu ungeschickt ausgedrückt zu haben.

"Nun ja", erklärte ich ruhig und sah Nina an, "am Ende des Jahres bekommst du ein Jahreszeugnis, wo du für jedes Fach eine Note bekommst plus ein Abiturzeugnis, wo die Noten der Fächer stehen, in denen du dein Abitur machst."

"Wenn du im Jahreszeugnis negativ bist, musst du das Jahr wiederholen und wirst nicht zum Abitur zugelassen", erklärte ich ruhig, "aber diese Gefahr besteht bei dir nirgends, oder?"

"Bis jetzt hast du es immer noch geschafft", meinte ich zuversichtlich, "vor allem, wenn du mit Katrin und Marina lernst, sollte das kein Problem sein, oder?"

"Das kommt mit den Jahren", meinte ich und lächelte Nina aufmunternd zu. Gleich darauf bekam ich ein schlechtes Gewissen. Wie hatte Nina das nun verstanden? Ich wusste, ich musste aufpassen.

"Ich meine, umso höher die Klasse, desto schwieriger fällt den meisten der Stoff", erklärte ich gezwungermaßen ruhig. Warum war Nina nun so erschrocken? Sie tat mir leid, das wollte ich aber nicht zeigen.