Nach dem Essen ging ich gleich auf die Weide, um meine Pflichten zu erfüllen. Heute regnete es, also würde ich das Pferd im Stall putzen. Eigentlich sinnlos bei diesem Wetter, aber was soll's.

Gleich nach dem Essen wollte ich mich endlich wieder um Wildrose kümmern. Ich war erst heute Vormittag wieder im Internat angekommen, sodass ich bis jetzt noch keine Zeit dazu hatte. Schnell zog ich mir in meinem Zimmer Reitsachen an und überlegte mir dabei, was ich heute mit meiner Stute anstellen könnte. Ausreiten würde ich sicherlich nicht, das von letztens war mir eine Lehre. Ich holte den Strick aus dem Stall und machte mich damit bewaffnet auf dem Weg zu der Stutenweide. Dort stand schon Jacqueline, der ich in letzter Zeit eher aus dem Weg gegangen bin. Ich grüßte sie nur kurz, bevor ich die Koppel betrat.

"Hallo Mandy", grüßte ich zurück. Diese grüßte mal wieder nur flüchtig. Sie würde sich sicher jetzt um ihr Pferd kümmern. Sollte ich sie mal fragen, was ich ihr eigentlich getan hatte? Dazu bin ich normalerweise ja zu schüchtern, aber ich überlegte es mir noch. Mein Pflegepferd ließ sich brav einfangen. Ich hatte im Laufe des letzten halben Jahres gelernt, dass dies nicht selbstverständlich ist. Also führte ich die Stute von der Weide.

Ich beeilte mich, Wildrose von der Weide zu holen und in den Stall zu bringen. Es regnete nämlich in Strömen. Dieses Wetter konnte meine Laune echt verderben, eigentlich wäre ich gerne auf den Platz gegangen. Doch bei einer solchen Wetterlage war daran nicht zu denken. Im Grunde machte es mir ja nichts aus, beim Reiten nass zu werden, aber richtig arbeiten konnte man dabei nicht mit dem Pferd. Schon gar nicht, wenn der Platz matschig ist und man gerne Springen würde. Im Stall angekommen band ich meine Stute vor ihrer Box neben Julie an. "Mistwetter!", brummelte ich vor mich hin, während ich mit dem Putzkasten aus der Sattelkammer zurück zu Wildrose kam.

Ich führte Julie ebenfalls in den Stall, wo ich sie anband. Dann holte auch ich das Putzzeug. "Da ist es richtig sinnlos, dass Pferd zu putzen", gab ich ihr recht.

Ich hatte schon den Striegel in der Hand, als diese Aussage von Jacqueline kam. Ich sah sie kurz an und entschloss mich, ruhig zu bleiben. "Okay, ich gebe zu: Manchmal nervt es mich auch, am Pferd ewig rumputzen zu müssen", setzte ich schließlich zu einer Antwort an. "Aber du stellst dich nach einem Regentag doch auch gerne unter die Dusche. Vor allem, wenn du danach zum Beispiel ausgehen möchtest und dafür schick sein willst. Glaubst du, die Pferde fühlen sich wohl, wenn sie eine Decke auf ihr verdrecktes Fell draufkriegen?" Abwartend begann ich Wildroses Fell vom gröbsten Schmutz zu befreien.

"Eine Decke?", fragte ich verständnislos. Diese Reiter immer...

"Als Beispiel gemeint", erwiderte ich. "Gehst du denn jetzt nicht reiten?" Ich nahm die Kardätsche zur Hand und entfernte damit den letzten Dreck aus Wildroses Fell. Dabei überlegte ich, ob ich mit ihr in die Halle Springen gehen sollte.

"Hatte ich eigentlich nicht vor, aber sonst hab ich auch nichts zu tun", entgegnete ich, "und du?"

"Ich habe mir überlegt, ob ich nicht in der Halle ein bisschen Springen könnte. Aber dann wärst du ziemlich eingeschränkt beim Reiten, wenn ich die Hindernisse aufstellen würde", überlegte ich laut. Während ich sprach, bürstete ich Wildroses Mähne und befreite diese von ein paar Matschklumpen.

Ich striegelte Julie. "Nein, nein", antwortete ich schnell, "ich wollte sowieso nicht reiten gehen."

"Was willst du denn dann machen?", fragte ich erstaunt nach. Vorher klang das bei ihr nämlich noch so, als hätte sie "nichts Bessres" anzufangen. Inzwischen wusste ich ja, dass Jacqueline keine begeisterte Reiterin bzw. Pferdenärrin war. Deswegen war ich nicht sonderlich verwundert, dass sie eigentlich gar nicht reiten wollte. Vorischtig begann ich, Wildroses Schweif vom Schmutz zu befreien.

"Pfff, keine Ahnung." Ich zuckte mit den Schultern. "Hast du etwa eine Idee?" Hoffnungsvoll sah ich die Mitschülerin an.

Beim Hufeauskratzen dachte ich darüber nach. Schließlich sagte ich: "Ich baue eben nicht so viele Sprünge auf, damit du trotzdem noch genug Platz zum Reiten hast. Das geht sicherlich auch gut."

"OK, danke." Ich stimmte zu. Was anderes konnte ich hier wohl sowieso nicht machen. Hoffentlich würde Julie nicht über die Sprünge heizen.

(Julie ist dafür leider viel zu brav, sonst gäb's Action :D)

"Kein Problem", erwiderte ich kurz, während ich alle Putzsachen in der Box verstaute. Wildrose schaute mir neugierig zu. Ich strich ihr kurz lobend über den Hals, weil sie heute beim Putzen vorbildlich stillgestanden war. Dann brachte ich den Putzkasten weg und kam mit dem Sattelzeug über den Armen zurück. Schnell und geübt sattelte und trenste ich meine Stute.

(Oh ja. ;) )

Ich putzte Julie noch eben fertig und ging dann ebenfalls, um das Sattelzeug zu holen. Als ich wiederkam, war Mandy schon mit dem Satteln fertig.

"Soll ich dir beim Satteln helfen?", fragte ich hilfsbereit nach, denn ich wollte hier nicht untätig rumstehen. Wildrose zappelte nun doch etwas rum, denn sie war es gewöhnt, direkt nach dem Satteln loslegen zu können. Warten lag ihr nun mal gar nicht.

"Ja, bitte", sagte ich nervös, als Mandys Pflegepferd zu zappeln anfing. Ich musste daran denken, wie es Mandy verletzt hatte. Ich nahm das Zaumzeug. Beim Zäumen tat ich mir normalerweise leichter.

Während sich Jacqueline mit der Trense beschäftigte, nahm ich zuerst die Satteldecke zur Hand. Julie machte es anscheinend nichts aus, von zwei Menschen umgarnt zu werden. Ich strich die Decke glatt und hob den Sattel auf Julies Rücken.

Während ich Julie zäumte, versuchte ich nicht zu Wildrose hinüberzublicken. Ich hatte Angst vor dem zappelnden Pferd.

Schließlich zog ich den Sattelgurt locker an. "So, das müsste jetzt alles gut passen. Vergiss nicht, nachher nochmal nachzugurten", meinte ich und ging rüber zu meiner eigenen Stute. Ich band sie los und ging voraus Richtung Halle.

"OK." Ich nickte schüchtern. Vorsichtig nahm ich die Zügel meiner Stute und folgte Mandy.

Im strömenden Regen hetzten wir zur Reithalle. Angekommen musste ich erst mal den Sattel ein wenig trockenwischen, denn dort hatte sich eine kleine Wasserlache gebildet. Dann band ich Wildrose am Rand an, um ein paar Hindernisse aufzubauen. Dabei achtete ich darauf, dass Jacqueline möglichst wenig eingeschränkt sein würde.

(Wie bindest du ein Pferd an? Nicht falsch verstehen. xD)

Ich wischte den Sattel ebenfalls ab und gurtete nach. Eigentlich vermied ich es, ohne Erwachsene zu reiten, ich durfte es auch noch nicht so lange. Jetzt aber schwang ich mich vorsichtig in den Sattel. Das Pferd blieb Gott sei Dank stehen und trat auch brav an.