Ich stand daneben und wusste nicht, was ich machen sollte.

Der Boden war eiskalt. Herr Meier wickelte Jacqueline in seine Jacke ein. Eine Unterkühlung wäre zu einer Alkoholvergiftung ja noch schlimmer. Herr Meier sah verzweifelt aus. Was war nur los mit Jacqueline? Die leeren Pappbecher am Tisch sprachen zwar für sich, aber wie konnte das sein? "Jacqueline?" Wieder versuchte Herr Meier mich anzusprechen. Wann würde nur endlich die Rettung kommen? Erschrocken dachte Herr Meier daran, ob die Rettungsleute ihn und Jacqueline wohl finden würden.

Ich blieb still stehen und wartete. Ich sah 3 Rettungsleute mit einer Trage auf uns zu eilen.

Herr Meier wurde zunehmend nervös. Ich war nicht mehr ansprechbar und er konnte die Rettungsleute nicht erblicken. Nina hatte er völlig vergessen.

Die Rettungsleute kamen an.

Endlich bemerkte Herr Meier die Angekommenen. "Guten Tag", grüßte der Rektor, bemüht, seine Aufregung zu unterdrücken.

Ich sah Jacqueline an und fühlte mich verdammt schludig. Hätte ich nur was gesagt...

(Machst du die Rettungsleute? Ich mache eh schon Herrn Meier und Jacqueline...)

Herr Meier stand auf. Er fror, so ganz ohne seine warme Jacke. Da fiel ihm wieder Nina ein. Er sah sie direkt an und merkte, dass sie sich unwohl fühlte.

Die Rettungsleute sahen Jacqueline an. "Wie viel hat sie getrunken?", fragen sie. "2 Becher Glühwein..", murmelte ich. Einer von den Männern nickte. "Wir nehmen sie auf jeden Fall mir! Sie muss auch über die Nacht im Krankenhaus bleiben, morgen gucken wir!"

"Ich bin ihr Rektor und zufällig vorbeigekommen", erklärte Herr Meier, "soll ich mitkommen?"

"Wie sie wollen!", sagte einer der MÄnner und sah mich an. Mir stand der Schock wohl ins Gesicht geschrieben. "Gehört sie auch zu ihnen?"

"Wegen der Personalien von dem Mädel..." Herr Meier deutete auf mich. "... wird es wohl besser sein. Ja, es ist eine Schülerin von unserem Internat. Was machen wir nun mit dir?" Ich sah Nina fragend an. Sie sah geschockt aus, Herr Meier sicher auch.

"Personalien könnten wir auch nachher oder morgen noch machen! Ich brauche nur den Name und das Alter!", sagte er und sah auch zu mir. "Ich glaube sie braucht jemanden, der sich mal etwas um sie kümmert, sie ist ja noch recht jung!"

"Das ist richtig. Si ist 16", erklärte Herr Meier, "soll ich dich auuf das Reitinternat mitnehmen?" Meine Zähne klapperten von der Kälte.

"Oh sie sieht jünger aus!", sagte er. "Und wie heißt sie hier und wie alt ist sie?", fragte er und deutete auf die Liege. "Dann würde ich vorschlagen, sie fahren mit ihr zurück und kommen heute Abend oder morgen früh im Krankenhaus vorbei!"

"Jacqueline Prévert", erklärte Herr Meier, "sie ist 14. Soll ich dich mit dem Auto mitnehmen, Nina?"

Der Kerl schrieb es sich auf. "Ok, dann noch eine Telefonnummer wo wir sie erreichen können bitte!"

Ich sah Herr Meier vorsichtig an und nickte.

"Ja!", sagte ich sehr leise. Die Rettungsleute verschwanden mit Jacqueline.

Ich nickte und folgte ihm unsicher und langsam.

Ich stieg schweigend ein. Ich war geschockt...ich war schuld! Ich hätte sie hindern müssen!

Ich schüttelte nur den Kopf und dachte weiter nach. Ich fühlte mich einfach so schuldig...