"Jaline, wir sind gleich da", stupste mich mein Vater an. Ich nahm die Kopfhörer heraus und schaltete meinen MP3-Player aus. Diesen steckte ich in meinen Rucksack, während ich gleichzeitig interessiert aus dem Fenster schaute. *Sieht ganz nett aus*, dachte ich mir.
Bald schon fuhren wir auf den Hof. Bald schon war mein Koffer und die kleine Reisetasche ausgeladen und der Abschied fiel kurz aus. Mein Vater blickte noch einmal auf die Uhr und sagte mir, dass ich mich etwas beeilen muss, aber wir noch pünktlich angekommen sind. Also nahm ich den Rucksack, warf die Reisetasche über die Schulter und ging, den Koffer hinterher rollend, hinein. Ich sah mich neugierig um und fand glücklicherweise auch gleich das Hinweisschild zum Direktoriat. Bald schon stand ich vor der Tür, an der ich einmal kurz, aber kräftig klopfte.

Ein wenig aufgeregt war ich doch, als ich meine freie Hand nahm und die Türklinke herunterdrückte. Langsam schob ich die Tür auf und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. An einem Mann, vermutlich der Direktor, blieb er hängen. "Guten Morgen!", sagte ich freundlich, stellte meinen Koffer ab und ging einen Schritt auf ihn zu, "Ich heiße Jaline." Dabei bot ich ihm meine Hand an.

"Danke, freut mich Sie kennen zu lernen.", sagte ich und lächelte ihn dabei kurz an. Dann ließ ich meine Tasche von der Schulter rutschen, stellte sie neben den Koffer und nahm danach auch meinen Rucksack an. Dann ging ich zu dem angebotenen Stuhl und setzte mich. So weit, so gut. Meine Aufregung schwand nun auch ein bisschen, während ich Herrn Meier nun erwartungsvoll anblickte.

Ich nahm den Folder an mich und warf einen Blick darauf. "Okay, in Ordnung, danke." *Ob er wohl wirklich so streng ist, wie er guckt, oder nur so tut?*, dachte ich mir. "Okay, danke. Was für Informationen sind das zum Beispiel? Mein Stundenplan? Oder soll ich es einfach selber lesen? Und wie sieht es mit dem Zimmer aus?", begann ich neugierig zu fragen. Mein Blick bleib die meiste Zeit auf Herrn Meier gerichtet, aber manchmal sprang mir doch das ein oder andere auf seinem Schreibtisch ins Auge.

"Oh ja sehr gerne. Zeigen Sie mir nachher auch mein Pflegepferd?", entfuhr es mir mit begeisterter Stimme.Bei dem Wort Pflegepferd begannen meine Augen zu leuchten und auf meinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Das war der einzige Grund, warum ich dem Internatsbesuch zugestimmt hatte.

*Auf mich wirkt er fast ein bisschen gelangweilt*, schoss mir durch den Kopf, während ich seinen unveränderten Gesichtsausdruck beobachtete. Auf seine Frage hin sah ich nun zunächst auch zu meinen Sachen. "Das wäre sehr nett von Ihnen, danke", blieb ich weiterhin höflich, aber fügte dann noch mit einem Grinsen hinzu: "Ist ein bisschen viel geworden, Sie wissen ja Frauen brauchen immer ein bisschen mehr." Hoffentlich hatte er wenigstens Humor. Etwas unsicher griff ich zu meinem Rucksack, in dem meine Wertgegenstände waren. War es unhöflich von mir, wenn ich ihn den schweren Koffer nehmen ließ?

Ich lächelte zurück. Naja, gut, also total langweilig war er ja doch nicht. Dann schnappte ich mir noch meine Reisetasche, hängte mir diese über die Schulter. Mit einem "Danke" an Herrn Meier ging ich durch die Tür. So häufig wie in diesem Gespräch hatte ich mich schon lange nicht mehr bedankt. Aber wenn man neu ist, muss man sich ja erst einmal integrieren. "Dürfen denn nur Mädchen her oder gibt es momentan einfach nur keine Jungs die auf ein Reitinternat wollten?", fragte ich weiter. Ein wenig hilflos sah ich mich um. Wohin ging es?

Ich schickte ein Grinsen zurück: "Okay ..." Dabei dachte ich kurz darüber nach, wie es wäre, wenn es hier auch Jungs gäbe. Ich ging hinter Herrn Meier her und war immer etwa einen halben Meter hinter ihm. Neugierig schaute ich mich um. Schließlich wollte ich mich hier nicht verlaufen und zudem war das hier nun vorerst mein neues Zuhause. "Was unterrichten Sie eigentlich? Geschichte?", fragte ich gleich weiter. Ein Gespräch war schließlich besser als Schweigen und in Geschichte war ich wirklich gut.

Mist, nicht gerade meine stärksten Fächer. "Ohje, nicht gerade meine Lieblingsfächer", fügte ich mit einem leichten Grinsen hinzu. Zu letzterem Teil nickte ich zunächst nur, da ich noch darüber nachdachte. Vermutlich war das das einzig freie Bett, weil ich so spät zu Schuljahresende kam. Ich mit der Hand griff ich nach den Riemen der Reisetasche und schob sie mir noch einmal besser auf die Schulter, bevor ich die Treppe betrat.

"Hm", überlegte ich, "Vielleicht die, die Sie jetzt mögen?" Ich blieb kurz stehen und zog den Riemen der Tasche wieder richtig auf meine Schulter. *Hoffentlich sind wir bald da*, dachte ich mir.

"Ganz vergessen. Kann mir gar nicht vorstellen, wie das ohne Computer und so wäre. Bin ja doch noch jung.", sagte ich lächelnd, während ich neben Herrn Meier stehen blieb und neugierig in den Gemeinschaftsraum blickte. Er sah gemütlich aus. Hier konnte man bestimmt ganz gut Leute kennen lernen. "Sieht toll aus!", lobte ich sogleich mit einem Nicken in Richtung Gemeinschaftsraum

"Ohje die Arme. War bestimmt sehr anstrengend für sie oder?", fragte ich nach, während ich hinter Herrn Meier her lief. "Ich hab mir, als ich in der Grundschule war, einmal beide Unterarme gleichzeitig gebrochen", erzählte ich, "Das war schrecklich! Ich konnte wirklich nichts alleine machen." Inzwischen schien Herr Meier aufgetaut zu sein. Er wirkte sehr nett auf mich und die strenge Stimme und die Blicke zu Anfang waren fast schon vergessen.