Ich betrachtete das dunkelblaue Halfter, das gut in Schuss war. Welche Farbe meine Stute wohl haben würde? Der Strick, den mir Herr Meier als Nächstes reichte, war ebenfalls in Dunkelblau gehalten. Schick. "Und wo steht jetzt Sunshine?", fragte ich nach.

"Nein, das verschiebe ich lieber auf später. Jetzt möchte ich endlich Sunshine kennen lernen", antwortete ich ungeduldig. Die Paddocks gefielen mir. Nur zu gut erinnerte ich mich an die Innenboxen meines vorigen Stalls und Weidegang gab's so gut wie nie, weil die Pferde den ganzen Tag im Schulbetrieb liefen.

Das freute mich zu hören. Ich ritt noch nicht so lange, aber im Umgang mit Pferden kannte ich mich von früher her gut aus. In dem Reitstall, wo ich geritten war, durften wir unsere Pferde allerdings nie selbst pflegen, was ich ätzend fand. Aber was sollte ich machen? An der Weide angekommen wartete ich erstmal ab. Es standen so viele Pferde da und ich konnte nicht einschätzen, welches davon Sunshine sein sollte. Gespannt sah ich zum Direktor hinüber.

Oh wow! Das war einfach nur ein Klassepferd! Das Fell glänzte in der Sonne und Quarters gefielen mir sowieso gut. Unsicher überlegte ich mir, wie ich vorgehen sollte. Neben dem Direktor war es mir irgendwie ein bisschen unangenehm und ich hoffte, mich nicht zu blamieren. Da Sunshine wohl eher nicht auf meine Stimme reagieren würde, schlüpfte ich schnell durch das Tor auf die Weide hinein. Die Stute stand bei mir in der Nähe, und während ich auf sie zuging, rief ich leise ihren Namen. "Sunshine! Komm her!", sagte ich immer wieder. Als ich ganz nahe war, sah sie mir interessiert entgegen. Sie ließ sich problemlos aufhalftern und am Strick führte ich sie raus. Eine freche Schimmelstute wollte mitkommen, doch ich drängte sie energisch beiseite. Im Umgang mit Menschen war ich schüchtern, doch bei Pferden wusste ich mich meistens durchzusetzen.

Das Lob wusste ich nicht ganz einzuordnen, denn mit seiner Monotonen Stimme klang es irgendwie unecht. Trotzdem freute ich mich ein bisschen, den positive Rückmeldungen bekam ich in den letzten Jahren selten. Wir gingen also zum überdachten Putzplatz, wobei Sunshine brav neben mir hertrottete. Sanft strich ich ihr über den Hals, bevor ich sie anband. Jetzt erst fiel mir auf, dass wir den Putzkasten vergessen hatten. Peinlich! "Oh ... Der Putzkasten", stammelte ich ein wenig herum. Ich konnte ihn ja nicht einmal alleine holen, da ich nicht wusste, welcher zu Sunshine gehörte. Obwohl, er müsste eigentlich beschriftet sein.

Ich nickte, bevor ich ihm erneut in die Sattelkammer folgte. Im alten Stall waren die Pferde immer so nervös, dass wir die Putzsachen schon vorher hinstellten, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Deshalb war ich das eigentlich andersrum gewöhnt. "Das kann ich verstehen", antwortete ich auf den letzten Satz von Herrn Meier. Eigentlich war ich eine kleine Chaotin, doch im Stall musste man einfach sehr gewissenhaft sein.

(Ich schreibe nebenher einen Bericht, also bin ich voll beschäftigt, tut mir Leid :D)

Ich werd's mir merken, sollte aber kein Problem darstellen. "Wie ist eigentlich Sunshine so?", fragte ich, während ich mit dem Putzen begann. Endlich durfte ich das wieder einmal selbst machen. Reiten war mir eigentlich gar nicht so wichtig, der Umgang mit den Tieren ansich faszinierte mich viel mehr.

(Es sind bisher 492 Wörter. Lass dich überraschen :D)

Ich wusste den Seitenhieb wohl zu verstehen. Ich saß noch nicht lange im Sattel, war also noch ziemlich unerfahren auf dem Pferderücken. Wenigstens war der Unterricht einigermaßen okay im anderem Stall, wenn auch sehr unpersönlich. "Ruhig ist sie wirklich, das habe ich schon bemerkt", schloss ich lieber an den anderen Satz an. "Ich denke, wir ewrden gut zurecht kommen." Liebevoll strich ich der Stute wieder über den Hals, bevor ich zum Hufauskratzer griff. So ein Ding hatte ich schon lange nicht mehr in der Hand, aber Pferdepflege verlernte man hoffentlich nicht. Ich stellte mich sicherlich auch etwas ungeschickt an und Sunshine drehte neugierig den Kopf zu mir, als ich an ihrem rechten Vorderbein werkelte. "Hey, Geduld, bitte. Weißt du, wie lange ich kein Pferd mehr putzen durfte?", flüsterte ich der Stute zu, in der Hoffnung, dass Herr Meier nichts mitgekriegt hatte.

"Danke", sagte ich und war erfreut darüber, dass er anscheinend meinen Satz, den ich zu Sunshine sagte, nicht gehört hatte. Irgendwann war ich mit den vier Hufen dann fertig und musste nur noch das Langhaar bearbeiten. Hierin war ich wiederum Meisterin, da ich an meinem alten Stall oft beim Einflechten der Turnierpferde half. Selbst war ich ja nicht auf Turnieren unterwegs, aber als "Stallmädel" wurde ich oft missbraucht. Ich kämmte das Haar also schön urecht und packte die Sachen alle weg. "Brav warst du", meinte ich zu Sunshine, ich mochte es, mit Pferden zu sprechen. Leckerlis hatte ich keine dabei, die würde ich mir erst hier in der Stadt kaufen müssen.

(Wir müssen aufhören, da ich im Bericht nichts von einem Spaziergang erwähnt habe :D)

Da ich doch etwas müde war, entgegnete ich: "Heute nicht mehr, leider. Haben Sie vielleicht morgen Zeit, mir die Umgebung zu zeigen?"

"Am liebsten würde ich noch ein Weilchen einfach so mit Sunshine verbringen, damit sie sich an mich gewhönt. Den Rest kann ich sonst auch selbst erkunden", erwiderte ich. Dann fügte ich noch hinzu: "Ach ja. Morgen nach dem Essen, das ist super. Freue mich schon darauf." Gelände mit Pferd oder Natur überhaupt, das kannte ich kaum. Deshalb war ich so begeistert.

"Das ist kein Problem", meinte ich. "Kann ich jetzt gehen oder gibt es noch etwas zu beachten?"

"Okay, dann bis morgen. Und danke nochmals für den Rungang", verabschiedete ich mich und band Sunshine los. Zur Sicherheit sagte ich noch: "Den Putzkasten bringe ich dann weg und ich kehre auch den Platz."