Ich packte den geschlossenen Putzkasten von Bersi und holte ihren Sattel und ihr Zaumzeug aus der Sattelkammer. Außerdem nahm ich gleich meinen Helm und die Handschuhe mit.

Ich sattelte und zäumte Bersi, die wohl noch im Traumland verweilte. "Aufwachen", sagte ich lächelnd.

"Warum hast du das nicht Frau Chevalier gefragt?", entgegnete ich mit einer Gegenfrage, was ich selten tat und somit gleich hinzufügte, um Sophies Frage zu beantworten: "Ich weiß es nicht. Ich habe dich noch nie reiten gesehen, also kann ich das natürlich gar nicht wissen."

"Es gibt doch genug Gelegenheiten, das nachzuholen", meinte ich, "Du siehst Frau Chevalier doch täglich."

"Das hättest du dir doch vorher überlegen müssen", meinte ich verständnislos, "Du hättest Frau Chevalier doch sogar gerade vorher beim Mittagessen noch fragen können. Ist so eine Planung etwa zu viel verlangt?"

"Wo ist also das Problem?", hakte ich noch einmal nach. Bersi stand ruhig neben mir, wackelte aber ein wenig mit den Ohren.

"Dann musst du das eben nachholen", meinte ich schulterzuckend, "In der Schule habt ihr Schüler doch genug feste Vorgaben. Da wird man doch wohl verlangen können, dass ihr euch den Rest selbst organisiert. Wusstest du das zu Mittag etwa noch nicht, dass du jetzt etwas mit Johnny unternehmen willst?"

Bersi merkte ich an, dass sie nicht mehr hier gesattelt rumstehen wollte, obwohl sie bewegungslos neben mir verharrte. Ihr Ohrenspiel und ihr Gesichtsausdruck sprachen Bände. "Kann ich nun etwas für dich tun oder nicht?", wollte ich deshalb etwas harscher von Sophie wissen, "Ich hoffe zumindest, du lernst aus dieser Situation."

"Ein wenig mehr Höflichkeit solltest du dir auch noch angewöhnen", brummte ich, wollte aber Bersi zuliebe nicht mehr mit Sophie darüber diskutieren. "Na, dann mal los", meinte ich wieder fröhlich und schnalzte mit der Zunge, worauf mir Bersi Richtung Reithalle folgte, wo ich Anna erblickte, die mit Lotte trainierte. "Tor frei?", rief ich in die Halle. "Ist frei", kam die Antwort prompt und ich betrat die Reitbahn.

Beim Aufwärmen plauderte ich ein wenig mit Anna. Erst wollte ich sie beim Training nicht stören, aber sie legte gerade eine Pause ein und so unterhielten wir uns über Lotte, die trotz ihres Alters noch ziemlich fit war. Wir diskutierten über meine Pläne, Bersi langsam an den Außengalopp heranzuführen. Sie wusste darüber schon Bescheid, schließlich hatte ich mit ihr schon zuvor abgesprochen, dass ich den ersten Außengalopp in einer Reitstunde von ihr probieren werde. Zuvor übte ich allerdings noch fleißig an kleineren Volten und einfachen Galoppwechseln. Ich beendete das Gespräch mit Anna und konzentrierte mich auf Bersi.

Ich trieb Bersi in einen fleißigen Schritt. Bei ihr war das der Schlüssel zum Erfolg. Sobald ich sie nur kurz schlurfen ließ, dachte sie wohl immer, sie hätte ihre Arbeit schon erledigt. Im Trab ritt ich erst große Bögen, dann ging ich auf die Große Tour, die ich nach und nach verkleinerte.

Nach ein paar Handwechsel und einem kurzen, lösenden Galopp schafften wir tatsächlich eine schöne, mittlere Volte im Schritt und Trab. Anna ritt mittlerweile trocken und verabschiedete sich von mir. Sie band Lotte am Putzplatz an und brachte das Sattelzeug zurück in die Sattelkammer.

"Hallo", lachte Frau Chevalier erfreut, "Du bist ja fleißig."