Golden entdeckte am Rand ein sich bewegendes Blatt und dadurch prustete er panisch auf. "Ruhig...", murmelte ich wieder

Ich hielt mich vorsichtshalber an der üppigen Mähne fest. Die Zügel ließ ich in der Länge, schließlich hatte ich gelernt, dass man die Zügel nicht kürzer nehmen sollte, da sich das nichts bringe. In etwa 50 Metern wurde der Weg breiter. "Wollt ihr traben?", fragte Herr Meier aus dem Grund. Mittlerweile hatte er aufgehört, Bersi zu kraulen und die Zügel aufgenommen. "Klar", antwortete ich. Mir war es ja grundsätzlich egal, in welcher Gangart wir uns fortbewegten.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn im Trab halten konnte, da er wirklich ziemlich zappelig war.

"Wollt ihr antraben?", wiederholte Herr Meier geduldig die Frage. Diese Nina war echt eine Tusse. Und mit so einer musste ich ausreiten!

"Wenn ihr wollt...ich hoffe ich kann ihn halten...", sagte ich sehr leise.

"Na, du reitest ja nicht seit gestern", meinte Herr Meier, "außerdem wäre es nett, wenn du lauter sprichst, ein alter Mann wird schon taub." Herr Meier wirkte ernst.

Ich nickte nur. Hoffentlich ließ er sich halten, da er jetzt schon sehr nervös war...

Der Rektor gab ein Handzeichen zum Antraben. Bersi trabte locker los, ich folgte auf meinem Pflegepferd. Die Stute hatte die Ohren gespitzt, den Kopf senkte sie nun aber etwas.

Golden schoss direkt los, ich bekam ihn aber wieder durchpariert. Jetzt tänzelte er nervös hinter den andere her, was mich immer angespannter werden ließ

Herr Meier war verärgert. Vorerst parierte er nicht in den Schritt durch, meinte aber betont ruhig: "Du hast ein Pflegepferd, um dich darum zu kümmern. Dazu gehört auch, es bestmöglich zu unterstützen. Das solltest du mal wertschätzen."

"Ja...", sagte ich verzweifelt. Ich kümmerte mich doch um ihn, ich konnte halt nichts dafür, dass ich Angst hatte. So wie Golden jetzt war, kannte ich ihn nicht...

"Dann red nicht nur, sondern setze es auch um", brummte Herr Meier und konzentrierte sich wieder hauptsächlich auf Bersi. Ich hatte vor dem kleinen Biest ein wenig Angst. Von beiden Biestern... Ich versuchte mir einzureden, dass solange Herr Meier dabei war, nichts passieren konnte.

(Vor Nina aund Golden?!)

An einer weiteren Bank am Weg hing ein Stück Flatterband. Gerade als ich mit Golden dran vorbei ritt, kam ein leichter Wind auf und das Band flatterte. Golden drehte panisch auf der Hinterhand um und schlug beim angaloppieren einen Harken. Wie beim letzten Mal auch, heute aber wohl wegen erhöherter Anspannung und nicht wegen Entspannung, fiel ich in den Graben, welcher am Wegrand war. Das Pony rannte noch einige Meter, blieb dann aber stehen und kam schnaubend zu mir getrottet.

(Klar. xP Da muss wohl wirklich eine Schnitzeljagd sein. ;) )

Ruhig gab Herr Meier Anweisungen: "Durchparieren zum Schritt, dann halten, Jacqueline." Ich setzte alles so um, wie Herr Meier es gesagt hat. Meine Pflegestute machte es auch brav mit, drehte den Kopf aber nach hinten. "Absteigen", meinte Herr Meier, der seine Stute ebenfalls angehalten hatte. Er selbst stieg auch ab, streichelte Bersi noch und drehte sich zu mir: "Halte Bersi für mich bitte, ich kümmere mich um Nina." Vorsichtig griff ich nach den Zügeln der braunen Stute, die mir riesig erschien. Ich fühlte mich geehrt, die Stute des Rektors halten zu dürfen. Hoffentlich biss die nicht oder so. Ich stand nun mit je einem Pferd an einer Hand da. Währenddessen stapfte Herr Meier mit langen, aber ruhigen Schritten zu Nina, wo Goldenland schon stand. Langsam griff er nach seinen Zügeln, was auch leicht klappte. Er kraulte den Wallach am Widerrist, um ihn zu beruhigen.

(Jaaa ;))

Ich rappelte mich auf und sah Herrn Meier und das Pony an. "Au...", murmelte ich leise und ging langsam zu Golden hin.

"Hast du Schmerzen?", erkundigte sich Herr Meier ruhig. Ich hielt die Zügel der beiden Pferde vorsichtig und hoffte nur, dass nichts passierte, aber die Pferde standen ruhig da.

"Bisschen...aber geht schon...", sagte ich leise. Ich zitterte etwas und war jetzt schon wieder leichenblass

"Wo?", erkundigte Herr Meier sich. Die Stute des Rektors wendete ihren Kopf nun in seine Richtung, ich hoffte, dass sie sich nicht gleich losreißen würde.

"Hand und Rücken...", sagte ich leise und strich mit der anderem Hand dem schwarzen Pony über die Nase. Er stubbste mich mit der Nase an, als ob er sich entschuldigend wollte, dass ich gefallen war.

"Da musst du zum Arzt", bestimmte Herr Meier mit einem Gesichtsausdruck, der keine Widerrede duldete, "Das kann ich nicht verantworten." Damit schien der Ausritt wohl für heute beendet zu sein. Und nur wegen dieser Zicke.

"Nein!", sagte ich sofort. "Es tut nur ein bisschen weh...ich bin ja drauf gefallen...ich Ruh mich einfach ein bisschen aus..." Ich versuchte ihn zu überzeugen, da ich auf keinen Fall zum Arzt wollte

"Ich trage die Verantwortung dafür und deshalb musst du zum Arzt", wiederholte Herr Meier ruhig, "kannst du Goldenland selbst zum Hof zurückführen?"

Ich nickte nur sehr wiederwillig und nahm die Zügel von Golden wieder in die Hand. Ich wollte nicht zum Arzt...

"Kannst du Goldenland selbst zum Hof zurückführen?", erkundigte sich Herr Meier noch einmal. Ich dachte bei mir, so dumm wie Nina ist, muss man der auch alles zehnmal sagen.

"Ja...", sagte ich leise. "Aber es geht mir gut..." Ich versuchte noch weiter ihn zu überzeugen, vielleicht schaffte ich es ja noch