"Beantworte sofort meine Frage!", schrie ich Nina an, "WARUM hast du dich nicht gekümmert?'!"

"Ich sag's dir nochmal!", schrie ich im gleichen Tonfall, dass man es wohl weithin hören konnte, "du kannst es dir nicht erlauben, dich ständig zu widersetzen. Sonst werde ich eine Konferrenz einberufen und dich von der Schule verweisen, ist das klar?" Nun war ich aber mal gespannt auf ihre Reaktion. Würde sie wirklich so weit gehen, bis sie verwiesen wird? Was hatte sie davon?

"Willst du mich nicht mal mehr ansehen?", fragte ich fauchend.

"Soll dir jmd. zur Hilfe kommen? Frau Ring z.B.?)

(Bist du am IPod? Oder ist es eine Gewohnheit von Nina, in ihr Handy zu weinen?)

Nina weinte also. Das verunsicherte mich nun doch ein wenig. Aber in solchen Fällen musste ich hart bleiben. Professionell. Schließlich war sie nicht die erste und wird nicht die letzt sein, die vor mir weint. Ich holte tief Luft, um Nina meine harte Entscheidung zu verkünden. Sie fiel mir selbst nicht leicht, schließlich liegt mir was an Nina. Ich mag meine Schüler eben viel zu lieb. Da kam Hilfe von unerwarteter Seite.

Frau Ring hatte am offenen Fenster in ihrem Zimmer gelesen und Schreckliches vermutet, als ich so geschrieen habe, also kam sie runter. Sie war schockiert, als sie Nina sah. "Hallo Michael", begrüßte sie mich. "Tag", gab ich hart zurück. "Hallo Nina", wand sie sich nun an Nina.

(HM?)

"Was ist denn bei euch los?", fragte Frau Ring sanft und sah Nina und mich nacheinander an. "Weiß nicht so genau", meinte ich wahrheitsgemäß.

"Soll ich mal mit Nina reden?", fragte Frau Ring mich. Ich nickte. "Ich kann auch später mit ihr reden, wenn es sein muss." "Magst du mit mir reden?", fragte Frau Ring Nina vorsichtig.

"Gehen wir rüber zur Bank vorm Stall?", fragte Frau Ring. Ich behielt meine ausdruckslose Miene auf, innerlich tat mir Nina aber sehr leid.

"Brauchst du ein Taschentuch?", fragte Frau Ring freundlich, als sie nachkam. Ich ging inzwischen auf die Weide.

Ich reichte Nina ein Taschentuch. Dann setzte ich mich neben sie.

"Was ist passiert?", fragte Frau Ring vorsichtig.

"Mit Herrn Meier hast du es nicht immer leicht, oder?", fragte Frau Ring überflüssigerweise, "Ich habe ihn schreien gehört. Dann bin ich heruntergekommen. War gerade in meinem Zimmer."

"Du siehst so aus, als hättest du deine Gründe dafür", meinte Frau Ring.

(Du gibst dem immer voll die Schuld.)

"Du wirst um ihn aber nicht herumkommen", stellte Frau Ring sachlich fest.