Ich genoss die Nachmittagssonne und war mit Bersi am Putzplatz. Ich genoss die Zweisamkeit mit ihr und bearbeitete sie gerade mit dem Striegel, als Nina angerannt kam. Sie schien ziemlich aufgeregt.

"Guten Tag", begrüßte ich Nina ruhig und streng, wie immer. Was Nina wohl hatte? Konnte ja nichts Schlimmes sein, Nina zählte zu den Leuten, die sich generell schnell aufregen.

"Wirklich nicht?", fragte ich überflüssigerweise. "Stand das Tor offen? Um diese Zeit müsste Goldenland ja wohl draußen sein", fragte ich laut im Weglaufen Richtung Weide. Ich hörte noch, wie hinter mir Bersi erschrocken auf die Seite sprang. Aber in dem Moment konnte ich mich auch nicht noch darum kümmern. Bersi würde sicher nicht völlig ausrasten.

Der Zaun kann nicht kaputt sein, der wird regelmäßig überprüft, dachte ich mir noch, doch ich sah mich auf der Weide um. Es fehlten ein paar Pferde, wie ich gleich feststellen konnte. "Wir müssen sie suchen!", rief ich Nina zu. Wenn ich bloß wüsste wie! Die Tiere konnten überrall sein! Ich versuchte logisch nachzudenken. Wo würden sie am ehesten hin? Wahrscheinlich in den Wald bis zu den großen Wiesen am See. "Nimm dir Nikita, bitte! Die Rappstute." Ich zeigte auf das betreffende Pferd. Nikita war kaum verdreckt, die musste zur Not nicht geputzt werden. "Das Halfter von ihr ist im Stall, komm mit, ich zeig's dir!" Ich rannte Richtung Stall.

Inzwischen war ich in die Sattelkammer gelaufen, stapelte Bersis Sattel auf Nikitas und nahm die Kopfstücke der beiden Stuten mit. Am Putzplatz angekommen, hievte ich Nikitas Sattel auf deren Rücken und nahm Bersis Sattel runter. Ich drückte Nina Nikitas Zaumzeug in die Hand. "Kommst du klar mit ihr?", fragte ich Nina.

Schnell war ich mit Bersi fertig, die unsicher mit ihren Ohren spielte. Sie merkte meine Aufregung. Ich ließ den Nackenriemen des Halfters auf der Stute, damit sie noch angebunden war und sattelte Nikita fertig. Die faule Nikita war ganz ruhig, hatte aber die Ohren gespitzt.

"Bist du bereit?", fragte ich Nina und hielt ihr meine beiden Hände Hin, damit sie leichter hochkommen konnte. Ich sah sie an. Mir gefiel es, dass sie auf den Helm nicht vergessen hatte.

"Ich hole eben meinen Helm", sagte ich zu Nina. Meine Stimme war aufgeregt. Hoffentlich würden wir die Pferde schnell finden und hoffentlich waren sie nicht doch Richtung Straße! Oh Gott! Die Straße! "Reite bitte schon mal vor, Richtung Straße!", rief ich Nina zu.

Ich nahm notfalls noch zwei Gerten mit. Ich ritt im Schritt den Weg zur Straße lang und holte Nina bald ein. Sie mühte sich sehr ab mit Nikita. Diese schlich dahin und blieb immer wieder mal stehen. Den Weg zur Straße kannte sie nicht. Ich ritt an Nina vorbei und drückte ihr eine der beiden Dressurgerten in die Hand. Dann trabte ich an. Durch meine Aufregung, die sich auf Bersi übertrug, klappte das leicht. "Rechts bleiben!", rief ich Nina zu und hoffte, dass Nikita Bersi einfach nachlaufen würde. Normalerweise taten das Dreamdancers Pferde nicht, da Julia ihren Reitunterricht so gestaltete, dass jeder seine Figur einzeln ritt.

Schon bald musste ich zum Schritt durchparieren. Obwohl Nikita um einiges größer als Bersi ist, kam sie kaum nach. Ich fasste einen schweren Entschluss, aber es war ein Notfall. Ich bedeutete Nina, anzuhalten, als sie näher kam. Wir hielten am Straßenrand. "Pferdetausch", ordnete ich knapp an und ließ mich schweren Herzen von Bersi gleiten, aber das spielte hier keine Rolle.

Schnell verstellte ich von Nikitas Sattel die Bügel und ritt voran. War es doch keine gute Entscheidung gewesen, Nikita zu nehmen? Ich selbst kannte die Stute auch nicht wirklich gut. Aber durch ein scharfes "Terab, Marsch!", trabte Nikita an. Ich überholte Bersi, die etwas verwirrt schien. Oh Gott, war das kompliziert! Aber ich musste mich konzentrieren.

Ich trieb Nikita konzentriert vorwärts, worauf diese auch richtig schnell wurde. Ich dachte Gott sei Dank nicht mehr an Bersi, sondern schaute mich nach Goldenland, Ramea und den anderen um.