Die Straße kam in Sicht. Gott sei Dank. Die Pferde waren hier also nicht. Auf der Straße konnten sie wohl kaum sein, da sie sonst sowieso schon überfahren oder zumindest gesehen worden waren. Ich wendete Nikita, die kurz in den Schritt verfiel. Ich strafte sie gleich mit der Gerte. Normalerweise bin ich nicht so grob, aber in dem Fall ist es ein Notfall. Langsam trabte Nikita wieder an. Ich bemühte mich, sie gut voranzutreiben. Als sie merkte, dass es Richtung zu Hause ging, zog sie an.

Also, nun zum Wald, dachte ich. Nikita sah das aber anders. Sie zog kräftig Richtung Stall. Ich versuchte sie durchzuparieren, doch Nikita zog weiter im Trab Richtung Stall. "Reite du Richtung Wald!", rief ich Nina zu, in der Hoffnung, dass Nikita sich dann leichter überreden lässt.

Nikita parierte endlich zum Schritt durch, zog aber weiter Richtung Weide. Sie war schwierig. Nina verlor ich langsam aus meinem Blickfeld.

Nikita ließ sich widerwillig wenden, trabte aber nicht wieder an.

"Nikita!", sagte ich streng und die Stute trabte langsam an.

Ich verstärkte Nikitas Trab. "So, und jetzt Gaaalopp!", sagte ich Nikita energisch. Dazu gab ich die Galopphilfe. Nikita sprang an. Sie hatte scheinbar begriffen, worum es geht und galoppierte auch ordentlich vorwärts.

Als ich näher kam und sah, dass Nina im Schritt ging, parierte ich Nikita ebenfalls zum Schritt durch. "Hast du die Pferde gesehen?", fragte ich hoffnungsvoll. Aber es musste wohl so sein, sonst würde Nina wohl kaum Schritt gehen.

"Und warum bummelst du dann hier rum?", fragte ich verärgert, "ich hab dir Bersi sicher nicht gegeben, damit du auf ihr rumschleichen kannst." Am liebsten wäre ich einfach davongeritten, aber ich wollte Bersi nicht alleine lassen. Was hatte ich nur angestellt? Eine Schülerin auf MEINER Bersi!

"Was heißt da 'tut mir leid'?!", sagte ich ärgerlich, "Und du weißt nicht wo du suchen sollst?! So ein Quatsch! Aber das klären wir später, dass du mich hier voll ausnutzt. Jetzt komm!" Ich trieb Nikita an und sie trabte sofort fleißig dahin. Ich hoffte, dass sich Nina mir nicht nochmal widersetzt. Wie konnte man in so einer ernsten Lage so aufmüpfig sein?

Ich bog Richtung See ab und galoppierte an. Nikita wurde sehr schnell stürmisch, dass ich sie sogar zurückhalten musste, was kaum klappte. Ich atmete erleichtert auf. Sie witterte wohl Stallkollegen. Ich hoffte nur, die ausgebüchsten und nicht sonst irgendwelche ausreitenden Schüler mit ihren Pferden. Ich sah nach hinten. Nina folgte mir, nur Bersi konnte mit Nikita nicht mithalten.

Ich sah mich nochmal um. Der Abstand zwischen Bersi und Nikita wurde immer größer, aber wenigstens hatte Nina die Stute angaloppiert. Hoffentlich half sie mir nachher beim Einfangen von Ramea, Diamant und Larissa. Bei Goldenland war es selbstverständlich. Wir waren am See angelangt. Dahinter begannen die Wiesen. Von den vier Pferden war weit und breit noch nichts zu sehen.

Ich machte etwas, was ich sonst nie machte: Ich gab Nikita den Zügel, sie wusste scheinbar, wo Pferde zu finden waren. Dies nutzte die Stute und galoppierte in einem Höllentempo los. Ich ging in den leichten Sitz und hielt mich am Sattel fest. Nikita preschte über die Wiese. Hoffentlich war das nicht verantwortungslos, was ich hier machte.

Nikita wurde immer schneller. Ich setzte mich hin, um Nikita etwas zu bremsen, was mehr oder weniger funktionierte. Sie ging um die Kurve.