Verärgert drückte ich mich von der Boxentür ab, an der ich lehnte. Es reichte mir, immer der Gutmütige zu sein.

"Dadurch das du ja nie mit mir sprechen willst", sagte ich und ging Richtung Bersis Box los, "Schönen Abend noch."

Ich ging zu Bersi und erzählte ihr von Nina. Ich fragte sie, warum manche Schüler immer die Gutmütigkeit der Lehrer ausnützen müssen und erklärte ihr dann auch noch, dass sich Nina dafür einen blöderen suchen musste.

Alexandra Ring war im Stall, um ein paar Boxen für Julia Heller zu misten. Sie hatte ja kein Pflegepferd, weil es für sie zeitlich nicht ausging. Sie hatte gehört, dass ich geschrien habe und sah Nina aus dem Stall verschwinden, da zählte sie eins und eins zusammen. Sie entschloss sich, mich darauf anzusprechen und kam zu Bersis Box. "Hallo", grüßte sie mich. "Hallo", knurrte ich zurück. Alexandra mochte ich eigentlich ganz gerne, aber gerade wollte ich meine Ruhe mit Bersi haben. "Was ist denn mit dir los?", fragte Frau Ring, "Darf ich reinkommen?" "Wenn's denn sein muss", seufzte ich, aber andererseits freute es mich, dass sich jemand für mich interessierte. Alexandra kam in die Box und begrüßte auch Bersi. Man sah es ihr an, dass sie Pferde mochte. "Was ist nun los mit dir?", fragte Frau Ring mich freundlich. "Ärger mit einer Schülerin", meinte ich noch immer brummend. "Nina?", fragte Alexandra, "Die ist gerade aus dem Stall." "Sie verarscht mich", sagte ich direkt, "spricht einfach nicht mit mir. Da kann ich sagen, was ich will, sie fragt mich nicht mal im Unterricht, wenn sie was nicht versteht." "Oh", sagte Frau Ring mitfühlend, "das ist aber auch blöd." "Aber ich lasse mich auch nicht mehr verarschen", sagte ich ärgerlich. "Na, vielleicht will sie dich gar nicht verarschen", meinte Frau Ring. "Die Hoffnung habe ich schon aufgegeben. Aber lass mich jetzt bitte alleine mit Bersi, ja?" "Ja, klar", entgegnete Frau Ring, "Tschüss." "Tschüss", meinte ich und kuschelte mich wieder an Bersi.

Frau Ring beschloss, zwischen Lehrer und Schülerin zu vermitteln und ging deswegen gleich in das Haus zu Ninas Zimmer hoch. Sie klopfte.

"Ich bin es, Frau Ring, darf ich reinkommen?", fragte Frau Ring nach einem kaum hörbaren "Ja" von Nina.

Frau Ring betrat das Zimmer und sagte nochmals: "Hallo." Dann fügte sie hinzu: "Ich wollte mal sehen, wie es dir so geht. Du warst ja ein paar Tage krank. Wie läuft es in Deutsch und Geschichte? Hast du alles?"

"Sonst auch alles in Ordnung?", fragte Frau Ring, da sie das Gefühl hatte, dass Ninas Stimme traurig klang. Und vorhin im Stall... Wer weiß, was da los war.

"Du siehst nämlich nicht danach aus", meinte Frau Ring. Sie stand mitten im Raum und sah Nina an.

"Herr Meier will nämlich, dass es allen hier auf Dreamdancer gut geht", ergänzte Frau Ring vorsichtig, "und das wollen auch alle anderen Lehrer."

"Eben", meinte Frau Ring, "und das merke ich doch, dass es dir nicht gut geht. Du ziehst dich sogar im Unterricht zurück. Das tut mir leid für dich."

Nina wollte wohl, dass ich gehe, trotzdem startete ich noch einen Versuch und sagte sanft: "Dein Wohl liegt mir doch auch am Herzen."

Frau Ring fand ihre Position zu stehen ungünstig, wusste aber auch nicht, wo sie sich setzen sollte. Sie fragte trotzdem: "Was ist mit ihm?"

"Wie merkst du das denn?", fragte Frau Ring ruhig.