"Ich werde sie viel pflegen und mit ihr spazieren gehen", antwortete ich und sah liebevoll zu Sunny. Die trottete brav neben mir her, ohne irgendwelche Probleme zu machen. Sie genoss wohl die Bewegung. "Vielleicht nehme ich auch eine Einzelstunde bei der Reitlehrerin", fügte ich etwas zögerlich hinzu. Ich fragte mich, was Herr Meier eigentlich von meinen Reitkenntnissen wusste. Meine Adoptiveltern waren ja nie begeistert von meinen Reitkünsten, sie hätten es viel lieber gesehen, wenn ich auf Turnieren gestartet wäre. Aber was sollte ich schon vorweisen nach einem halben Jahr Reitunterricht weg von der Longe?

Musste das sein? Ich wollte doch viel lieber alleine mit Sunny spazieren gehen. "Okay", sagte ich trotzdem. "Und wegen der Stunde, ich überleg's mir noch." Doch eigentlich wollte ich die Stunde schon machen, dann waren wenigstens die anderen nicht dabei, wenn ich mich blamierte.

Da Bersi schneller wurde, zog Sunny auch an. "Wie lange ist's denn noch bis zum See?", fragte ich, da es der Stute langweilig zu werden schien. Ich nahm sie wieder etwas zurück und beobachtete Herrn Meier, wie er mit seiner Stute umging.

"Sunny scheint es auch ein bisschen langweilig zu sein", musste ich zugeben. Vielleicht sollten wir doch einen Trab wagen? Doch ich sagte nichts.

"Eine kleine Pause wäre ganz gut", erwiderte ich. "Die Pferde wollen sicher auch was trinken."

Der See schimmerte grünlich durch die Bäume hindurch, was mir sehr gefiel. Es war alles sehr idyllisch. Bald kamen wir am See an und wir ließen unsere Pferde trinken. Im Sommer konnte man hier sicher baden gehen.

Sorgfältig band ich Sunny an und kontrollierte den Sicherheitsknoten noch einmal nach. Es war alles in Ordnung, so strich ich der Stute kurz über den Hals und setzte mich auf die Bank. Ich genoss die Aussicht über den See und schaute den Pferden zu, die friedlich nebeneinander standen.

"So, was denn alles?", fragte ich interessiert. Allerdings schweiften meine Gedanken ab.

"Das tut mir Leid, dass Sie ihr Pony sozusagen verloren haben", sagte ich. Jetzt war ich wieder vol bei der Sache. Es war schon interessant zu hören, was der Lehrer zu erzählen hatte. "Wollen wir wieder aufbrechen?", fragte ich dann.

Ich nickte nur kurz. Ich hing mit meien Gedanken jetzt ganz woanders. Beim Anblick des Sees fiel mir wieder die Zeit früher ein. In der Nähe meines Zuhauses, meinem echten Zuhause, gab es auch so einen See. Dort war ich oft mit meinen Eltern. Eine innere Stimme sagte mir streng, dass ich nicht daran denken sollte. Um mich abzulenken, fragte ich: "Wer ist denn von den anderen Schülern noch da in den Ferien?"

Ich hatte doch genickt? "Ja", sagte ich jetzt nachdrücklich zur Bestätigung.

Auf meine andere Frage antwortete er wohl nicht mehr und ich stellte sie nicht erneut. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er sein altes Pflegepferd vermisste. Sunny ging locker neben mir her und erfreute sich an der Bewegung.

"Nein, ich ritt im Schulbetrieb. Ein dreiviertel Jahr vielleicht", antwortete ich kurz. Mehr wollte ich dazu eigentlich nicht sagen.