Reitinternat Dreamdancer - Forum

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  • "Er wird auf jeden Fall geduldig mit Reitanfängern sein", stimmte ich zu, während ich mir meinen Reithelm aufsetzte und die Handschuhe anzog. Leo stand still neben mir, ja, er schien halb zu schlafen. "Anna hat ganz schön viel zu tun mit den ganzen Pferden", fuhr ich zögernd fort. Ich hatte mir gut überlegt, ob ich das ansprechen sollte.

  • "Der Wallach ist absolut verträglich", antwortete ich und musste an den Schimmel denken. Er hatte sich von Anfang an gut in die Herde eingegliedert und es gab kaum bis keine Reibereien. Außerdem stellte er sich als total menschenbezogen heraus. "Ein tolles Schulpferd." Rasch sattelte und trenste ich Leo. Der Hengst blieb stets geduldig, selbst als ich noch damit beschäftigt war, seinen Schopf, die Ohren und den Genickriemen zu ordnen.

  • "Leo wird sich freuen, von einer so hübschen Dame begleitet zu werden", grinste ich, wurde dann aber wieder ernster. "Er ist ja ganz verträglich, ich glaube, früher war das sicherlich noch anders. Heute kümmern ihn andere Pferde nicht mehr großartig, solange ihm niemand den Chefposten in der Herde streitig macht." Ich lächelte. Zum Glück war es bisher noch nei zu Problemen gekommen, seine Artgenossen wussten die Autorität des Hengstes zu akzeptieren. "Die anderen ...", überlegte ich. Mir war nichts Außergewöhnliches bekannt. "Ich denke, es geht allen gut. Nach dem Turnier kommt ja der Hufschmied wieder vorbei, um bei den Tieren die Hufe zu kontrollieren. Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang, soweit ich weiß." Und schließlich musste ich es als Stallbursche wissen, kümmerte ich mich doch tagtäglich um die Vierbeiner. Vor allem jetzt, da viele helfende Hände fehlten, wo einige nach Hause gefahren waren. "Bin gleich zurück", kündigte ich an, schnappte die Putzutensilien und verstaute sie in der Sattelkammer. Bald darauf kehrte ich mit dem Sattelzeug zurück.

  • "Die Seerunde ist eine gute Idee, weiter sollten wir nicht, denke ich. Leo ist ja auch nicht mehr der Schnellste." Ich tätschelte den alten Herrn an meiner Seite, bevor ich behutsam begann, seine Hufe zu reinigen. "Und auch nicht mehr der Jüngste", fuhr ich fort, um auf Michaels Frage einzugehen. Schmerzlich dachte ich an den vergangenen Winter zurück, wo Anna und ich uns gemeinsam liebevoll um Leo gekümmert hatten. Damals war zwischen uns noch alles in Ordnung gewesen und ich war mir nicht sicher, ob es jemals wieder so werden würde. Die schönen Spaziergänge ... "Ihm geht es aber neben den üblichen Alterserscheinungen gut", unterbrach ich meine Gedanken.

  • Ich beeilte mich nun, meine Putzsachen zu holen. Zurück im Putzbereich fragte ich: "Wohin soll's denn heute gehen?" Dann widmete ich mich meinem Pferd. Leo war aufgrund seines Alters schon ziemlich eingefallen an manchen Stellen. Seine Rippen schienen ein bisschen hervor und am Widerrist und an der Hinterhand hatte er richtige Dellen. Ich versuchte, den Muskelverlust mit Training auszugleichen, aber er wurde eben alt und irgendwann würde er vermutlich überhaupt nicht mehr geritten werden können. Ich putzte die knochigen Stellen besonders vorsichtig mit den harten Bürsten, ging dann aber mit der weichen Bürste umso gründlicher drüber. Manch einer würde sich vielleicht über seine Gründlichkeit beim Pferdeputzen lustig machen, aber für mich gehörte das einfach dazu. Und ich wollte ja schließlich auch nicht schmutzig aus dem Haus gehen, nicht wahr? Schmutzig und erschöpft vom Stall zurückzukehren war jedoch die Regel bei mir.

  • Schnell erreichte ich mein Zimmer, wo ich mich umzog. Ich griff extra nach meiner Thermoreithose und der warmen Jacke, da es bei einem Schrittausritt zu dieser Jahreszeit doch recht kalt werden konnte. Einige Minuten später stand ich mit Strick bewaffnet auf der Weide und rief nach Leo. Einige Pferde hoben ihre Köpfe, doch als sie verstanden hatten, dass ich nicht gekommen war, um sie zu holen, beschäftigten sie sich sofort wieder mit dem spärlichen Gras am Boden. Erst nach einem weiteren Ruf meinerseits setzte sich Leo in Bewegung und kam brummelnd auf mich zu. Der Hengst ließ sich geduldig kraulen und das beige Halfter überziehen. Ich nahm mir viel Zeit, denn ich wusste, dass Michael sich sicherlich noch Nachtisch geholt hatte und noch nicht auf dem Weg zu seiner Stute war. Irgendwann nahm ich dann doch den Strick und ging los. Der Schimmelhengst trottete mit hängendem Kopf und noch hängenderer Unterlippe hinter mir her. Er schlurfte ein wenig, aber in seinem Alter waren die Gelenke einfach nicht mehr ganz in Ordnung. Manch einer war sichtlich überrascht, wenn er lernte, wie alt das Pferd wirklich war. Auch wenn es alt aussah, auf 29 Jahre hätte es dann doch niemand geschätzt. "Wenn wir so weitermachen, gehen wir bald rückwärts", überlegte ich halblaut, schnalzte deshalb mit der Zunge und zupfte ein bisschen am Führstrick. Leo ging eine Spur schneller und hob seine Hufe eine Spur höher. Das scharrende Geräusch bei jedem Schritt wurde weniger und wir kamen schließlich am Putzplatz an. "Oh, ihr seid ja auch schon da", meinte ich, als ich Michael und dessen Stute entdeckte. Gleichzeitig band ich mein Pferd neben seinem an.

  • Dankbar sah ich Alex an. "So ist es", meinte ich schmunzelnd. "Leo freut sich auch über etwas Aufmerksamkeit von mir. Nicht, dass er mir noch zu kurz kommt neben dem ganzen Turnierstress." Rasch aß ich meinen Salat auf und stand auf, um mein Tablett abzuräumen. "Wir sehen uns gleich", rief ich Michael noch heiter zu, bevor ich den Speisesaal verließ. Bloß erstmal weg von Anna. Die war doch noch im Stande, mitreiten zu wollen.

  • "Das hoffe ich doch. Sehen wir uns morgen zum Training, John?", ereiferte sich Anna sofort. Ich nickte nur vage, einmal zu Michael und einmal zu Anna. Heute blieb mir auch gar nichts erspart. Ich stocherte etwas in meinem Salat herum.

  • Zwischen zwei Bissen redete ich weiter: "Das stimmt, die Schüler sind wegen des Turniers schon sehr aufgeregt. Aber irgendwie schön, dass sich so viele den Spaß antun wollen. Die Teamprüfungen schweißen die doch auch zusammen. Da müssen wir Lehrer mit gutem Beispiel vorangehen." Ein leises Lächeln erschien auf meinen Lippen. Bei Anna und mir war es wohl schon zu spät, da würde auch kein Staffelrennen mehr helfen. Warum hatte ich mich darauf bloß eingelassen? Wir mussten bestimmt die nächsten Tage noch öfter zusammen üben. Sie nahm das ja alles gleich so ernst im Gegensatz zu mir. Reiten war für mich immer nur ein Hobby gewesen und war es immer noch. Mit Turnieren konnte ich eigentlich nicht viel anfangen, aber so ein Spaßturnier fand ich doch unterhaltsam. Nur die Freude am Reiten wollte ich dabei nicht verlieren. Nachdenklich aß ich weiter.

  • Ich wusste nicht warum, aber Anna schien dazu nichts mehr sagen zu wollen. Erleichtert stand ich nun ebenfalls auf, um mir den nächsten Gang zu holen. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Es war wirklich nicht viel los, ich hatte das Gefühl, dass diesmal besonders viele Schüler abgereist waren. Selbst solche, die kein anderes Zuhause als das Internat zu haben schienen, sah ich hier teilweise nicht. Am Buffet nahm ich mir eine ordentliche Portion Fleisch mit verschiedenen Beilagen. Jetzt wollte ich noch einmal kräftig zulangen, zum Glück hatte Anna mir noch nicht den Appetit verdorben. Zurück am Tisch erkundigte ich mich bei Michael: "Welche Prüfungen gehst du eigentlich mit Bersi?" Fast gleichzeitig fing ich an, mich um den Inhalt meines Tellers zu kümmern.

  • Es freute mich, dass der Rektor Zeit und Lust hatte. "Schön", lächelte ich entspannt. "Ich ziehe mich nach dem Essen auch noch rasch um und hole dann Leo von der Weide. Wir könnten uns später am Putzplatz wieder treffen?" Vorsichtig linste ich zu Anna hinüber. Ob sie noch einwerfen würde, dass sie auch Zeit hätte mitzukommen? Was sollte ich darauf sagen? Ablehnen könnte ich ja eh nicht. Naja, immerhin wären wir wenigstens nicht alleine, das ging ja noch.

  • Erst war ich froh, so ein gutes Thema gefunden zu haben. Alexandra erzählte, dass sie nicht am Turnier teilnahm, die Ferienzeit jedoch dafür nutzte, um ein paar neue Projekte für ihren Unterricht zu planen.
    "Ich werde beim Staffelrennen teilnehmen", berichtete ich munter, doch gleichzeitig stockte mein Atem. "Zusammen mit Anna." Tatsächlich hatte ich mich überreden lassen, zusammen diese Prüfung zu nennen. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen oder es bereuen sollte.
    "Anja und Larissa werden wunderbar zusammenarbeiten", ergänzte Anna leichthin. "Und wir natürlich auch." Ihr Lächeln, das sie mir schenkte, traf mich messerscharf in meinem Herzen. Gezwungenermaßen erwiderte ich die Geste allerdings.
    "Hast du vielleicht Lust, dir und Bersi mal eine Pause zu gönnen?", wandte ich mich danach an Michael, "und mit Leo und mir einen Spazierritt zu unternehmen?" Von Alexandra wusste ich, dass sie heute Nachmittag schon verabredet war, und Anna konnte ich einfach nicht fragen, ob sie mit mir ausreiten wollte. Die Gründe dafür lagen für mich klar auf der Hand.

  • Nachdem ich etwas von der Suppe probiert hatte, meinte ich: "Schmeckt mal wieder ausgezeichnet." Ich sah kurz zu Anna hinüber, die nur ein zustimmendes Gemurmel von sich gab. Ob sie manchmal an die schönen Stunden dachte, die wir miteinander verbracht hatten? Wie wir gelacht hatten? Und die tiefgründigen Gespräche? Sie hatte bei unserer Trennung gemeint, dass sich ja daran nichts ändern würde. Dass wir das alles noch immer gemeinsam erleben konnten. Warum ....
    "John?" Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und bemerkte, dass ich Anna mit meinem Löffel in der Hand angestarrt hatte. Doch nicht sie hatte mich angesprochen, sondern Alexandra. Und das wohl nicht zum ersten Mal.
    "Ja?" Fragend sah ich meine Kollegin an und setzte meine Mahlzeit fort.
    "Alles in Ordnung mit dir?"
    "Natürlich. Ich musste nur an etwas denken."
    Zum Glück hakte Alex nicht weiter nach, sondern sah mich nur vielsagend an. Um das Thema zu wechseln, wollte ich von den andere wissen, wie sie die Weihnachtsfeiertage verbracht hatten.

  • Als Michael mir Platz machte, nahm ich mir etwas von der kräftigen Gemüsesuppe. So viel wie mein Vorgänger nahm ich mir allerdings nicht, ich spekulierte eher auf das Hauptgericht. Suppe war für mich nur Vorspeise, dementsprechend wenig kam auf den Teller. Allerdings nahm ich mir noch eine ordentliche Portion Salat und ein Glas Wasser mit, sodass ich später den zweiten Gang leicht ohne Tablett zum Tisch manövrieren konnte. Ich ging damit zum Lehrertisch und hielt kurz inne. Neben Michael und Alexandra saß da noch Anna, meine Freundin. Ex-Freundin. Wieder beste Freundin? Wie jedes Mal, wenn ich auf sie mehr oder weniger unvorbereitet traf, musste ich stocken. Sie tat immer so, als wäre zwischen uns alles geklärt. Sie denkt wahrscheinlich, dass es für mich in Ordnung wäre, so wie es jetzt ist. Aber war es das wirklich? Kaum merklich schüttelte ich meinen Kopf, um die Gedanken daraus zu vertreiben. "Hallo allerseits", sagte ich mit einem aufgesetzten Lächeln in die Runde und nahm neben Anna Platz, als hätte nie etwas zwischen uns gestanden. "Guten Appetit wünsche ich euch." Vorsichtig griff ich zum Besteck.

  • Endlich Mittagessen! Mein Magen machte sich schon leise bemerkbar, als ich in den Speisesaal ging. Was es heute wohl zum Essen gab? Gespannt trat ich näher an das schon vorbereitete Buffet heran und ließ meinen Blick über die Köstlichkeiten schweifen. Ich schnappte mir ein Tablett und wartete geduldig, bis ich an die Reihe kam. Viele Internatsbewohner standen nicht an, schließlich waren Ferien. Die meisten fuhren in der Zeit nach Hause, um gemeinsam mit ihren Familien Weihnachten und Neujahr zu verbringen. Das kam bei mir selten vor, immerhin hatte ich meine Pflichten hier am Hof. Etwas abwesend wollte ich gerade nach der dampfenden Suppe greifen, als meine Hand an die des Rektors stieß. "Oh, Entschuldigung", meinte ich schmunzelnd und zog meine Hand sofort wieder zurück. Natürlich überließ ich meinem Kollegen und Vorgesetzten den Vortritt.

  • MitgliederDatum12.01.2017 12:42
    Foren-Beitrag von John Whert_Sofie im Thema Mitglieder

    Danke fürs Willkommenheißen ;)

    @Anna:
    Hab mit Dana schon geschrieben, ich hau dich mal via PM an, dann können wir gerne weiteres ausmachen ;)

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