"Kein Problem", antwortete ich automatisch, doch im Grunde meinte ich es auch wirklich so. Ich schwieg eine Weile. Ich traute mich Jacqueline nicht mehr wegen dieses Themas anzusprechen, obwohl ich schon gerne das eine oder andere noch gewusst hätte. Hatten ihre Eltern sie wirklich zum Reiten gezwungen und mochte sie Pferde überhaupt leiden? Aber eigentlich kam sie mit Julie ziemlich gut klar, dass würde sie nicht, wenn sie sie hassen würde. Ich war ein bisschen verwirrt.

"Es tut mir wirklich leid", meinte ich ehrlich, "ich hab das nicht so gemeint." Nun kamen wir zur Gabelung, wo es in den Wald ging.

"Ist ja gut", sagte ich leicht verzweifelt. Diskussionen oder Streit konnte ich überhaupt nicht leiden. Als wir an der Gabelung ankamen, fragte ich: "Wo müssen wir lang? Und was ist in die andere Richtung?"

"In die andere Richtung geht es zum Meer runter", erklärte ich, "bis dahin ist es allerdings weit. Schon zu Pferd eine halbe Ewigkeit."

"Meer? Ist ja cool", rief ich erstaunt aus. Wir gingen aber in die andere Richtung. Oda folgte mir noch immer brav, ohne am Strick zu ziehen oder sonstigen Blödsinn zu machen.

"Wir haben sogar einen Privatstrand, wo wir mit den Pferden hin dürfen", erzählte ich weiter. Dabei blieb ich völlig neutral. "Magst du traben?", erkundigte ich mich.

"Klingt fantastisch", meinte ich begeistert. "Und traben, ja, wenn die Strecke dafür übersichtlich genug ist, gerne. Hier geht's zum See lang, oder?"

"Ja, hier traben wir öfter", nickte ich, "ich bin oft zu Fuß unterwegs." Ich trabte mein Pflegepferd an, was mittlerweile wirklich schon gut klappte.

"Dürfen wir auch alleine mit dem Pflegepferd ausreiten oder spazieren gehen?", erkundigte ich mich interessiert. Oda wartete brav, bis sie das Zeichen von mir zum Antraben bekam, erst dann beschleunigte sie. Ich joggte locker neben ihr her.

"Das entscheidet die Reitlehrerin individuell", erklärte ich, "ich darf zum Beispiel nur in Begleitung eines Erwachsenen ausreitn."

"Hm, und mit den Mitschülern gar nicht?", fragte ich weiter. "Das stelle ich mir ziemlich öde vor."

"Man kann ja spazieren gehen, so wie mit dir eben", meinte ich, "Ausreiten alleine wäre mir auch zu gefährlich."

"Ja, schon", meinte ich daraufhin. "Ich würde auch nicht alleine ausreiten wollen. Aber mit Freundinnen würde das doch mehr Spaß machen als mit einem Lehrer? Und wo die Reitlehrerin nicht so toll sein soll..."

"Ich hab's bis jetzt auch nur im Unterricht gemacht, also ausreiten", erklärte ich und lief geschmeidig weiter.

Langsam wurde mir das mit Laufen und Reden etwas anstrengend. Ich versuchte dennoch, gleichmäßig weiterzulaufen. Oda hatte da natürlich keine Probleme, locker neben mir herzutraben. "Im Unterricht wird auch ausgeritten? Ich dachte, es gibt nur Dressur und Springen? Und Theorie natürlich", meinte ich nun etwas außer Atem.

Ich lief die Strecke noch zu Ende, dann parierte ich nach einem Handzeichen wieder zum Schritt durch. "Manchmal werden Reitstunden zusammengezogen oder Doppelstunden genutzt, um auszureiten", erklärte ich.

Ich parierte Oda ebenfslls zum Schritt durch. "Find ich gut", meinte ich. "Immer nur in der Bahn ist auch langweilig, oder?"

"Draußen sieht man mehr von der Landschaft", meinte ich lächelnd. Der Weg war hier kurvenreicher.

"Ja. Du bist auch gerne in der Natur unterwegs?", fragte ich.

"Oh ja", nickte ich, "Ich gehe gerne spazieren und inlineskaten. Ich mag das Reiten am Platz nicht so sehr wie einen Spaziergang draußen." Mist, heute versprach ich mich aber auch dauernd. Ich konnte ja schlecht zugeben, dass ich Angst bei Ausritten hatte?

"Das kann ich verstehen. Ich bin vorher fast nie ausgeritten, weil wir nicht die Möglichkeiten dazu haben. Ich hoffe, dass es hier anders ist", meinte ich.

"Ja, hier kann man ziemlich gut ausreiten", erklärte ich, "entweder zum See oder auch zum Meer." Die Strecke wurde wieder etwas gerader, ging nun aber leicht bergab. Der Weg war hier allerdings breit.

(Es gibt zwei neue Tagebucheinträge von mir, falls du was lesen willst. ;) )

(Ich war bis jetzt mehr die stille Leserin, aber wenn du willst, kriegst du auch einen Kommentar von mir.)

"Ich hab's schon mitbekommen", sagte ich. "Ich hoffe nur, dass Oda lieb beim Ausreiten ist, denn ich hab da noch nicht so die Erfahrung. Wenn die plötzlich losschießen würde oder so, dann wüsste ich ehrlich gesagt nicht, was ich da machen muss. Aber so wie ich die Süße kennen gelernt habe, ist sie ziemlich brav und macht so was nicht."

(Kommis immer gerne. :) )

"Das weiß man nie", meinte ich, "Draußen sind die Pferde auf jeden Fall temperamentvoller als im Viereck. Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht." Ich musste daran denken, als mich Oda plötzlich abgebuckelt hatte.

"Ist dir mal was passiert?", fragte ich erschrocken nach. "Julie macht auf mich eigentlich keinen temperamentvollen Eindruck, aber das kann ich eh nicht beurteilen."